Museumswärter vor einem roten Telefon

Museumswärter vor einem roten Telefon

Grenzgänge - Eröffnungsfest mit 13 Uraufführungen

ERÖFFNUNGSFEST
mit 13 Uraufführungen
Konzeption Nina Gühlstorff
Inhalt
Querfeldein durchs ganze Haus: So beginnt die Spielzeit. Vier Wege durch das Schauspielhaus, vier Wandergruppen, auf getrennten Pfaden unterwegs (einer davon barrierefrei), die sich zwei Stunden später im HAUS Eins treffen. Alle Schauspielerinnen und Schauspieler sowie einige Gäste werden auf dem Weg theatralisch Grenzen auflösen, einreißen, überwinden – oder auch ziehen und sich dem Publikum als Abschluss auf der Bühne vorstellen. 14 Autorinnen und Autoren, denen man in der einen oder anderen Form im Laufe der Spielzeiten begegnen wird, haben kurze Stücke geschrieben zu „Grenzen“ – ein Thema, das sich durch die ganze Spielzeit ziehen wird. Denn die Grenze, so behauptete der Theologe und Philosoph Paul Tillich, sei „der eigentlich fruchtbare Ort der Erkenntnis“: ein Ort, wo scheinbar Widersprüchliches aufeinandertreffe, wo bisherige Klarheiten revidiert und neue Möglichkeiten aufgetan werden.

Der Parcours beginnt um 14 Uhr und wird um 19 Uhr wiederholt. Karten kosten € 8 / ermäßigt 4.- und sind ab sofort im Vorverkauf erhältlich.

Tickets für diese Veranstaltung erhalten Sie unter 0316 8000, tickets@ticketzentrum.at oder direkt im Ticketzentrum am Kaiser-Josef-Platz 10 bzw. im Ticketzentrum im Schauspielhaus Graz

Texte von: Thomas Arzt, Alexandra Badea, Henriette Dushe, Nicoleta Esinencu, Rob de Graaf, Philipp Löhle, Moritz Rinke, Mario Salazar, Ferdinand Schmalz, Clemens J. Setz, Roman Sikora, Małgorzata Sikorska-Miszczuk, Peter Turrini, Emilio García Wehbi

Konzeption: Nina Gühlstorff
12.09.2015 / GANZES Haus

 

DIE 13 KURZSTÜCKE DES ERÖFFNUNGSFESTES

DIE GEGENWART STILLE
Thomas Arzt (Österreich)
Im Zug auf der Reise nach Süden. Draußen fliegt die Landschaft vorbei, Berge, Städte, Wälder, Wahlplakate, drinnen riecht‘s nach Kaffee. Während das Servicepersonal durch die Gänge klappert, drängen sich unbequeme Fragen in die Idylle: Was ist Heimat, wo ist (meine) Mitte?

PANIC ATTACK
Nicoletta Esinencu (Republik Moldau)
Was passiert, wenn die ethnische Zugehörigkeit wichtiger wird als die gemeinsame Vergangenheit? Von einem Tag auf den anderen hören Nachbarn auf, miteinander zu reden, Eltern verbieten ihren Kindern, mit Freunden von der anderen Straßenseite zu spielen. Viel wichtiger ist es, patriotische Gedichte zu lernen und aufzusagen und so bald wie möglich die eigene Hälfte des Vaterlands mit Waffen zu verteidigen.

GRAND VOYAGER JERUSALEM oder WORUM GEHT ES
Moritz Rinke, Mario Salazar (Deutschland)
Sechs junge Leute in einem Kleinbus auf dem Weg von Hamburg nach Jerusalem. Wahrend die angehende Kulturwissenschaftlerin Martha die Tour als Bildungsreise betrachtet, geht es Fahrer Tilmann mehr darum seine Ex-Freundin Johanna zurückzuerobern. Schon vor Wien liegen die Nerven aller Reisenden blank.

AUGUST MUSGER
Clemens J. Setz (Österreich)
Wie kommen wir in unserer schnelllebigen Welt noch zurecht? Ist Entschleunigung ein probates Mittel der Überforderungen der Postmoderne Herr zu werden? Das von August Musger in Graz erdachte Prinzip und die dazu erfundene Technik der Zeitlupe wird in der Zukunft zu einer Form der Therapie mit ganz eigenen Tücken.

VARISIA, 13. JULI
Alexandra Badea (Frankreich / Rumänien)
Zwei Frauen im Niemandsland zwischen griechischem und türkischem Territorium auf Zypern: Adra wartet jahrelang als Einsiedlerin auf die Rückkehr ihres verschollenen Geliebten, während Iva 40 Jahre später ihre Arbeit für die UNO auf die Spur von Adra führt.

CAN I WORK NOW?
Rob de Graaf (Niederlande)
Der Fernfahrer Storm findet beim Loschen seiner Ladung den Flüchtling Adam in seinem Lkw. Seine Frau beschließt, den illegalen Zuwanderer bei sich aufzunehmen – ein Akt der Nächstenliebe, der schon bald zum Problem wird.

AM APPARAT
Ferdinand Schmalz (Österreich)
Das rote Telefon aus dem Büro von Jimmy Carter, der heiße Draht zwischen Moskau und Washington, hat seinen Platz im Museum gefunden. Das Ende der Geschichte? Plötzlich fängt das Telefon wieder an zu klingeln, sehr zum Ungemach des Museumswärters.

AUF DEM WEG ZUM SIEG
Roman Sikora (Tschechien)
Tonda und Alois, zwei tschechische Soldaten in Diensten der k.u.k.-Armee im Ersten Weltkrieg, reisen nachts mit dem Zug an die ukrainische Front. Der eine wird von seinen Erlebnissen im Krieg und geheimen Sehnsüchten wachgehalten, als ihm der andere ein makabres Mitbringsel aus Thalerhof unter die Nase hält.

HORVÁTHS GEBEINE
Peter Turrini (Österreich)
Ein halber Schädel mit einem Loch und sieben vereinzelte Knochen. Ohnehin schon ein eher trauriger Rest, ein bloßes Häufchen von Horváth. Was aber den sterblichen Überresten des berühmten Dramatikers bei ihrer Heimholung von Paris nach Heiligenstadt widerfährt, könnte grotesker und morbider nicht sein. Typisch österreichisch eben.

ES GAB KEINEN ZWEIFEL UND ANGST HATTE ICH FAST NIE
Henriette Dushe (Deutschland)
Flucht nach vorne? Eine Mutter und ihre vier Töchter erzählen die Geschichte ihrer (Aus-)Reise in ein gelobtes Land, einer unsanften Ankunft in der Realität und von Koffern voller Erinnerungen, die aus der Familie eine melancholische Schicksalsgemeinschaft werden lassen.

PARANOIA
Philipp Löhle (Deutschland)
Wie leicht laufen unsere Gedanken Amok? Wie schnell drängen tief in uns verwurzelte Ängste an die Oberfläche? Um diese Geister zu wecken, braucht es gar nicht viel. Und sind sie erst einmal wach, ist es schwer, sie wieder loszuwerden, im Leben – und im Theater. Besonders, wenn es voll ist.

LA LOBA – GESANG ÜBER DEN TOTEN GEBEINEN
Małgorzata Sikorska-Miszczuk (Polen)
Eine Schlange verspeist mühevoll ein riesiges Ei. War das aber den enormen Aufwand wert? Besser, das Ei wieder auszuspeien! Was dann schließlich aus dem Ei schlüpft, zeigt auf, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst – und umgekehrt.

MÍNIMA ALMA MÍA – MEINE KLEINE SEELE
Emilio García Wehbi (Argentinien)
Der Seemann Jason treibt in einem kleinen Boot einsam auf dem Mittelmeer; sein einziger Begleiter: ein Schaf. Wie sind die beiden seltsamen Gefährten vom Kurs abgekommen? Was war ihr Plan, gab es überhaupt einen? „Mínima alma mía – Meine kleine Seele“ ist eine transatlantische Reflexion über Einsamkeit und die Ziele europäischer Einigung.
Pressestimmen
„Was für eine Inszenierung zum Auftakt eines Programms namens Grenzgänge! Unter dieses Motto nämlich hat Iris Laufenberg ihr Einstandswochenende am Grazer Schauspielhaus gestellt. In zwei Durchgängen präsentierten sich die Neo-Intendantin und ihr Ensemble dem Andrang des Publikums. […] Nicht nur so mancher Kopf des wieder gut aufgefüllten Darstellerensembles macht Lust auf mehr. […] Auch sonst liegt der Fokus auf Zeitgenössischem und jungen Dramatikern; neun mitunter stark politische Stücke werden zum ersten Mal (in Österreich) zu sehen sein.“ (Michael Wurmitzer, Der Standard, 14. September 2015)

„Mit einer Charmeoffensive eröffnete das neue Ensemble des Grazer Schauspielhaus die Ära Iris Laufenberg. Davor gab's einen Theaterparcours durchs ganze Haus, der starke Szenen zum Thema ‚Grenzgänge‘ beinhaltete. Verheißungsvoll! Mit einem aus vollem Hals krakeelten ‚Live is life‘ […] verabschiedete sich das Ensemble nach einem gelungenen, sympathischen, zwischen Witz und Tiefe gut ausbalancierten, herzlichen Eröffnungsfest. […] ‚Grenzgänge‘ wurde zu einem Fest, das seine Funktion ziemlich genau erfüllte, das Neugier machte auf die vielen neuen Schauspieler im Ensemble, und – vor allem – auf neue Texte! Denn diesen, egal ob von Clemens Setz, Ferdinand Schmalz oder Henriette Dushe ist ein Schwerpunkt der Saison 15/16 gewidmet. Wir würden das jetzt gern mal sehen!“ (Martin Gasser, Kronen Zeitung, 13. September 2015)

„Das Grazer Schauspiel begeht seinen Saisonstart mit 13 Uraufführungen und einem souveränen Grenzgang zwischen Schabernack und Unbehaglichkeit. […] So plötzlich, wie einem auffällt, dass auf dem T-Shirt des jungen Mannes ‚Fluchthelfer‘ steht, so plötzlich ist scheinbar harmloser Smalltalk in ein unbehaglich aufgeladenes Gespräch unter Zeitgenossen gekippt. […] Am Schluss der Eröffnung durften sich noch die 21 Mitglieder des Schauspielensembles in Szene setzen – und zeigen, wie man ganz allein in nur einer Selbstpräsentationsminute eine Bühne füllt. Viel Schalk und Spielfreude.“ (Ute Baumhackl, Kleine Zeitung, 13. September 2015)

„Es war ein vielversprechender Auftakt in die Saison, die sie mit jungen europäischen Autoren und einem neuen Ensemble bestreiten will. […] Bemerkenswert ist, dass sämtliche Autoren, die für das Eröffnungsfest Kurzstücke lieferten, in irgendeiner Form auch in Laufenbergs Intendanz eine Rolle spielen sollen. […] Man darf gespannt sein, welche Grenzen sie in Graz noch sprengen wird.“ (Katrin Nussmayr, Die Presse, 14. September 2015)

„Die Neue würde es schwer haben, war sich die Theaterwelt einig. […] Nach dem Eröffnungsreigen am Wochenende darf man festhalten: Man wird hier öfters herkommen. Laufenberg, 49, hat einen überzeugenden Start hingelegt. […] Junges, spritziges, zeitgemäßes Theater. Das Spaß machen darf, bei Bedarf aber auch unbequem sein muss.“ (Barbara Mader, Kurier, 14. September 2015)

„Mit einem bunten Reigen an Uraufführungen hat das Grazer Schauspielhaus am Samstag nicht nur die neue Saison eröffnet, sondern auch ein deutliches Zeichen am Beginn der Intendanz von Iris Laufenberg gesetzt. Im gesamten Haus wurden kurze Stücke gespielt, die das Publikum in unterschiedlichen Rundgängen anschauen konnte. Dabei wurde auch gleich das runderneuerte Ensemble vorgestellt. […] Insgesamt ein unterhaltsamer und gleichzeitig gehaltvoller Auftakt, der auf eine spannende Fortsetzung hoffen lässt.“ (Karin Zehetleitner, APA, 14. September 2015)

„Inszeniert hat die 13 grenzgängerischen Stücke die deutsche Regisseurin Nina Gühlstorff. Darunter finden sich Texte von Ferdinand Schmalz oder Peter Turrini. Moritz Rinke und Mario Salazar etwa schicken sechs junge Menschen in einem Kleinbus von Hamburg nach Jerusalem, und die gebürtige Rumänin Alexandra Badea schuf eine Begegnung zweier Frauen zwischen griechischem und türkischem Territorium […] Im Anschluss an das Eröffnungsfest am kommenden Samstag warten sieben Premieren in 31 Tagen – sowohl Ensemble als auch Intendanz laufen daher bereits auf Hochtouren.“ (Kirsten Hauser, steiermark.orf.at, 12. September 2015)

„Iris Laufenberg […] gab mit diesem dramatischen Parcours einige Leitlinien ihrer zukünftigen Arbeit vor: ein klares Bekenntnis zu zeitgenössischen Stücken, politisches Engagement ohne Brechstange, ein Kokettieren des Stadttheaters mit Stilformen, die seit Jahren in der Off-Theaterszene praktiziert werden, sowie eine (auch räumlich zu verstehende) Öffnung des Hauses. […] Alle Ensemblemitglieder präsentierten ich letztlich in einem einminütigen Auftritt: Witze, amüsantes Scheitern, Kunststücke, Schokoladeverteilen und vieles mehr. Sehr nett, diese Idee.“ (Marin Behr, Salzburger Nachrichten, 14. September 2015)
Medien

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