Wir sind keine Barbaren!
Inhalt
Neben Barbara und Mario sind neue Nachbarn eingezogen. Die beiden Pärchen nähern sich zögerlich an, man fachsimpelt über Flachbildschirme, Fitnesskurse und veganes Essen und ist mit sich und seinem Leben recht zufrieden. Schwierig wird es, als eines Nachts ein Fremder anklopft und um Unterkunft bittet. Während die Neuen ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, nimmt Barbara ihn auf. Fortan bringt der Mann, der unverständliches Englisch spricht, das fragile Gleichgewicht der Hausgemeinschaft durcheinander. Wer ist dieser Mann? Und was will er? Schon sein Name führt zu Streitigkeiten: Heißt er nun Bobo oder Klint? Noch bevor man sich darüber einigen kann, sind der Fremde und Barbara plötzlich wie vom Erdboden verschwunden und die heile Welt der Wohlstandsbürger gerät aus den Fugen. Dazu singt ein österreichischer Heimatchor: »WIR sind glücklich, WIR sind viele, WIR sind anders als die Andern. « – Sind wir das wirklich?
Der preisgekrönte deutsche Dramatiker Philipp Löhle spielt in seinem neuen Stück abgrundtief und bitterböse mit den Ängsten vor dem Fremden. Nach ihrer kritischen Auseinandersetzung mit europäischen Flüchtlingsdramen im Projekt
Boat People stellt Regisseurin Christine Eder erneut das Überlegenheitsdenken in der Festung Europa in Frage.
Unter Mitwirkung eines Heimatchors
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Pressestimmen
„Direkt und ohne künstliche Verfremdung zeigt der Autor [Philipp Löhle], wie schnell oberflächliche Sicherheiten ins Wanken geraten, und trifft mitten ins Schwarze. Auf der Schauspielhaus-Probebühne setzt Christine Eder das Stück witzig und beklemmend zugleich in Szene. […] Die vier glänzenden DarstellerInnen – Seyneb Saleh, Steffi Krautz, Christoph Rothenbuchner und Florian Köhler - schaffen es, ihr Publikum von Anfang an mitten ins Geschehen zu ziehen. Und schließlich ist da noch ein gesichtsloser Heimatchor, der all jene Phrasen skandiert, die so gerne an Stammtischen bedient werden. Ein äußerst gelungener Abend - unbedingt anschauen!“
(Michaela Reichart, Kronen Zeitung, 30. September 2014)
„Regisseurin Christine Eder setzt den Text mit viel Humor um, wobei einem das Lachen zunehmend im Hals stecken bleibt. Die Spielfläche (Monika Rovan) wird von riesigen Buchstaben "Home, sweet home" begrenzt und verweist schon auf die Ironie des Geschehens. Ein Chor verstärkt die ablehnende Haltung gegenüber allem Unbekannten, und zuletzt bleibt mehr als ein Opfer auf der Strecke. Seyneb Saleh als einzige, die Mitleid mit dem Hilfesuchenden hat, zeigt eine Frau zwischen unerfüllter Sehnsucht und Trotz, die aus ihrer faden Ehe ganz gern einmal ausbrechen möchte. Christoph Rothenbuchner ist ihr mit der Situation überforderter Ehemann, der nur möchte, dass alles bleibt, wie es ist.“
(Karin Zehetleitner, APA, 29. September 2014)
„Parteiisch sein, fällt mitunter barbarisch schwer, wie die Haltungen zu Asylanten täglich zeigen. Temporeich inszeniert Christine Eder die österreichische Erstaufführung. Kurze prägnante Szenen, die hin- und herreißen, es nicht leicht machen, sich auf eine ethisch weiße Linie einzuschwören. […] Blendend, wenn der große "Heimatchor" zuletzt Beethovens "Ode an die Freude" anstimmt.“
(Elisabeth Willgruber-Spitz, Kleine Zeitung, 30. September 2014)
„Die vier Schauspieler, Steffi Krautz, Florian Köhler, Seyneb Saleh und Christoph Rothenbuchner spielen dabei sehr schnell, sehr auf den Punkt gebracht, überzeugend und nuancenreich einen Paaralltag zwischen komödiantischer Unterhaltung und bissigem Humor, der in unkontrollierbare Aggression umschlägt, als eine von ihnen erschlagen und im Wald verscharrt aufgefunden wird. [...] Der tiefe Abgrund, der sich dabei auftut, wird immer wieder von einem von oben herab sprechenden Wir-sind-wir-Chor begleitet, der die glatte Oberfläche bürgerlicher Existenz lautstark unterstreicht.“
(Barbara Rauchenberger, Die Furche, 2. Oktober 2014)
„Hier ist mit Krautz, Florian Köhler, Seyneb Saleh und Christoph Rothenbuchner ein starkes Darstellerteam am Werk. Hut ab!“
(Hermann Götz, Falter, 15. Oktober 2014)