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Verteidigung der Missionarsstellung
Inhalt
Benjamin Lee Baumgartner kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen die Liebe: „Mir reicht’s. Noch ein Seuchenjahr, und du kannst mich eingraben. Als ich mich das erste Mal verliebte, war ich in England, und da ist die Rinderseuche ausgebrochen. Als ich mich das zweite Mal verliebte, war ich in China, und da ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Und drei Jahre später war ich das erste registrierte Opfer der Schweinegrippe. Sollte ich je wieder Symptome von Verliebtheit zeigen, musst du sofort die Gesundheitspolizei verständigen, versprich mir das.“ Sein Freund, ein Schriftsteller mit Namen Wolf Haas, verfolgt die Reise des Benjamin Lee Baumgartner, der angeblich Abkömmling eines Indianerhäuptlings ist, und nicht nur nach der Liebe, sondern auch nach seinem Vater sucht.
Der preisgekrönte Roman Verteidigung der Missionarsstellung von Wolf Haas ist ein virtuoses, literarisches Vexierspiel, das auf der Bühne mit verschiedenen Videoebenen geschickt gespiegelt wird.
Die österreichische Regisseurin Susanne Lietzow gewann 2014 den Nestroy-Preis für Höllenangst in der Kategorie „Beste Bundesländer-Aufführung“ und 2006 für How much Schatzi? als „Beste Off-Produktion“. Nach zahlreichen Regiearbeiten am Staatsschauspiel Dresden, Schauspiel Hannover und Schauspielhaus Wien inszeniert Susanne Lietzow zum ersten Mal am Schauspielhaus Graz.
Pressestimmen
„Ein Vexierspiel, durch zahlreiche amüsante Videoeinspielungen sehr dynamisch gehalten, durch den Spielwitz und den häufigen Rollentausch des ausgezeichneten Quintetts – Jan Gerrit Brüggemann, Mare Fischer, Evi Kehrstephan, Steffi Krautz und Seyneb Saleh – rasch rotierend. Der Roman ist eine Liebeserklärung an die Fantasie und den Erzählgeist, der weht, wohin er will, die Bühnenversion hält Schritt. Also: Mission geglückt.“
(Werner Krause, Kleine Zeitung, 14. Dezember 2014)
„Dem Faible Benjamins für seltsame Akzente und Dialekte tragen die Schauspieler, die die Rollen untereinander virtuos tauschen, wunderbar Rechnung. Vor allem das Synchronbayerisch von Kehrstephan und Krautz ist zum Schreien komisch. Das Spiel mit Wirklichkeit und Fiktion holte Lietzow aus dem Roman elegant auf die Bühne: Die Figuren reden miteinander und nebeneinander vorbei durch durchsichtige Leinwände, auf die jeweils andere Szenen oder Zeiten projiziert werden (Bühne: Marie Luise Lichtenthal).“
(Colette M. Schmidt, Der Standard, 14. Dezember 2014)
„Susanne Lietzow hat nicht einfach aus einem Roman ein Drama gemacht, sondern die ursprüngliche Form beibehalten, indem sie die Dialoge durch die erzählerischen Texte ergänzt, die von einem Schauspieler (hervorragend: Marc Fischer) gesprochen werden. Dadurch können auch die Gedanken der Hauptfigur transportiert werden und der ganz spezielle Witz der Texte von Bestsellerautor Wolf Haas bleibt sichtbar. […] Das geht alles ganz leicht und selbstverständlich, die einzelnen Figuren gleiten fast ineinander über. […] Eine gelungene Romanadaption, die durch solides Handwerk auf allen Ebenen besticht.“
(Karin Zehetleitner, APA, 13. Dezember 2014)
„Charakteristisch im Buch waren seine formale Scherze: seitenlang chinesische Zeichen, Text flieht in die Unendlichkeit, Schreibnotizen sind eingefügt. […] Dass sich das meiste davon unmöglich dramatisieren lässt, nehmen Regisseurin Susanne Lietzow und ihr Ensemble gelassen hin. Sie freuen sich stattdessen an Akzenten wie dem nahezu perfekten Amerikanisch von Seyneb Salehs Burgerverkäuferinnen und dem Bayerisch von Hopi-Hippie Evi Kehrstephan, die im Gleichschritt mit Steffi Krautz als doppelte Mutter durch deren Garten stapft. Witzig umgesetzte Ideen […] So kann die Regisseurin ihre eigene Fantasie an der Haas'schen festgeknüpft wie einen Ballon hochflattern lassen.“
(Martin Pesl, nachtkritik.de, 13. Dezember 2014)
„Lietzow gelingt es, die komplexe Haas'sche Erzähldramaturgie penibel nachzubilden. Wer sich vorab gefragt hat, warum schon wieder ein Roman dramatisiert wird und weshalb ausgerechnet dieser, der erhält eine schlüssige Antwort: Es geht hier nicht ums ‚Was‘, sondern ums ‚Wie‘. Und das ist großartig.“
(Hermann Götz, Falter, 26. Dezember 2014)