/* * Template Name: Produktion Details */ ?>
Eine Theatersonate von Gert Jonke
Regie Klaudia Reichenbacher
Gert Jonkes grandiose und wenig gespielte Theatersonate (UA. 1990, Graz) handelt vom Komponistentitan Ludwig van Beethoven zur Zeit der Entstehung seiner wichtigsten, größten und schwierigsten Sonate, der „Großen Sonate für das Hammerklavier op. 106“ in den Jahren 1817 bis 1819.
Der 50-jährige Beethoven ist fast völlig taub und komponiert seine großen, die Hörgewohnheiten seiner Zeit sprengenden und noch immer „modern“ anmutenden Werke „Missa Solemnis“, die „9.Symphonie“ und eben die bis dahin längste Klaviersonate Nr 29, op 106.
In sprachtänzerischer Leichtigkeit vermittelt Gert Jonke die phantastische Gedankenwelt des bereits ertaubten Genies Beethoven. Jonkes lustvolle Worttollereien zeigen Beethoven in einer Verzweiflungsheiterkeit: das Genie, das durch seine Taubheit immer mehr isoliert von der Gesellschaft, als verblödet allwissender Dummkopf erscheint. Sein Ringen um das „Hören“ gipfelt in den aberwitzigsten Versuchen, Ohrenmaschinen zu entwickeln – Vorläufer moderner Verstärker und Hörapparate – und letztendlich im Bewusstsein, ein lebendiges Klangwesen zu sein, das sich sehnt, in Harmonie mit den Tönen, die er nur noch in seinem Kopf hören kann, zu leben.
Indem Jonke die Figuren Beethoven, Anton Schindler (Jurist und angehender erster Biograph und selbsternannter Freund Beethovens) und den Maler Ferdinand Waldmüller aufeinandertreffen lässt, vermittelt er auch ein amüsantes historisches Bild des Vormärz, das aber auch einen zeitlos allgemeingültigen Bogen spannt durch das Aufeinanderprallen der Vereinnahmungs- und Domestizierungsversuche des Genies durch den Kleingeist, und die unbändige Sehnsucht nach grenzenlosem Durchdringen des Kosmos, des seine Zeit sprengenden und damit vorantreibenden Schöpfergeistes.
„Grandios gelang der Jonke-Auftakt, der Verzweiflung und unbändigen Schaffensdrang des ertaubten Ludwig van Beethoven zum Thema hat. Wie Daniel Doujenis in der Rolle […] aufgeht, hat Seltenheitswert. […] Beethoven pur, zum Greifen, zum Hören, auch wenn Reichenbachers Regie ganz wunderbar auch auf die besondere, erstickende Stille des Gehörlosen eingeht.“ (Andrea Hein, Kronen Zeitung)