Rechnitz (Der Würgeengel) - (ÖE)


Österreichische Erstaufführung

Inhalt


In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 lud die Gräfin Margit von Batthyány-Thyssen auf ihrem Schloss in Rechnitz zu einem Fest der lokalen SS- und Gestapo-Männer. Es wurde eine rauschhafte Nacht, begleitet von einer bestialischen Tat. Zu fortgeschrittener Stunde quälten und ermordeten einige der Festbesucher in unmittelbarer Nähe 180 jüdische Zwangsarbeiter und kehrten danach unverdrossen zum Fest zurück. Bis heute ist dieser Fall nicht bis ins Letzte aufgearbeitet worden. Viele der Täter kamen mit einer milden Strafe davon. Zwei Kronzeugen fielen, noch bevor sie ihre Aussage machen konnten, einem Fememord zum Opfer. Den beiden Haupttätern gelang die Flucht ins Ausland – mit Hilfe der Gräfin, die sich ihrerseits im schweizerischen Lugano niederließ und sich fortan erfolgreich der Pferdezucht widmete. Bis zu ihrem Lebensende wurde die Enkelin des Stahlmagnaten August Thyssen für diesen Vorfall nicht belangt. Das Massengrab der 180 Leichen hat man nicht gefunden.



Elfriede Jelinek lässt Boten berichten, als Überbringer unerwünschter Botschaften und schafft eine Reminiszenz an die Exzesse der Eingeschlossenen in Buñuels Film Der Würgeengel. Sie verflicht verschiedenste Quellen zu einem wild assoziierenden Textkoloss, der den Fall, ausgehend von heutigen wie damaligen Wissens- und Bewusstseinszuständen, durchforscht. So entsteht ein schichtenreiches Konvolut über ein kollektives Massaker, dessen Aufarbeitung immer wieder als lästig weggedrückt worden ist.



Seit der Uraufführung 2008 an den Münchner Kammerspielen hat Elfriede Jelinek eine Inszenierung dieses Theatertextes in Österreich nicht erlaubt. Für das Schauspielhaus Graz macht sie nun eine Ausnahme.

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