Pfeil der Zeit

Deutschsprachige Erstaufführung

nach dem Roman von Martin Amis
AUS DEM ENGLISCHEN VON ALFONS WINKELMANN

Wiederaufnahme in der Saison 2019.2020

Inhalt

Das Leben wird vorwärts gelebt, aber rückwärts verstanden. Diesem Gedanken des dänischen Philosophen Søren Kierkegaard folgend, schickt der britische Autor Martin Amis den Pfeil der (Erzähl-)Zeit rückwärts in die Vergangenheit. Ausgehend vom Tod eines alten Mannes in den USA, verfolgt er dessen Leben über Portugal und Polen nach Deutschland zurück in das dunkelste Kapitel der jüngeren Geschichte: den Nationalsozialismus. Mit einem erzählerischen Trick rollt er nicht nur eine abenteuerliche Lebensgeschichte auf, sondern schafft zugleich ein witziges Szenario, in dem Getränke in Tassen gespuckt werden und Gespräche mitunter sinnlos scheinen – weil Situationen verkehrt herum geschildert, Dialoge vom Ende hergeführt werden. Die Erzählstimme, die uns diese verdrehte Welt vor Augen führt, ist vielleicht die Seele des Mannes, der im Zentrum der Geschichte steht. Wie wir ist sie die teilnehmende Beobachterin einer Expedition, die mitten ins Herz des Grauens fuhrt: bis einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Nach dem Motto „Zurück in die Zukunft“ blickt dieser Roman durch die Vergangenheit auf die Gegenwart und etwas möglicherweise Kommendes. Die Erzählung entwickelt keine Zukunftsvisionen, sondern zeigt, wie Zukunft entsteht und woher sie kommt. Das System gesellschaftlicher Konstrukte des 20. Jahrhunderts – Macht und Fortschrittsgläubigkeit, Männlichkeit und Krieg – determiniert dabei das Geschehen. Martin Amis spielt mit dem Topos der Zeitreise und dekonstruiert die Wirklichkeit, um sich ihr gleichzeitig anzunähern. In seiner „Dystopie“, die sich an der Geschichte des Holocaust abarbeitet, werden nicht Menschen von Maschinen gesteuert, sondern der Mensch erschafft monströse Maschinerien und wird dabei selbst zur Maschine.

Ein Stoff, der wie geschaffen ist für die junge, ungarisch-Schweizerische Regisseurin und Bühnenbildnerin Blanka Rádóczy, die mit bildstarken choreografischen Arbeiten, die oft um philosophische Fragestellungen kreisen, auf sich aufmerksam gemacht hat und nun erstmals in Graz arbeiten wird.

Alle Rechte der deutschen Übersetzung (c) Paul Zsolnay Verlag Wien 1993

REGIE & BÜHNE Blanka Rádóczy
BÜHNE & KOSTÜME Andrea Simeon
DRAMATURGIE Jennifer Weiss
MUSIKALISCHE LEITUNG Victor Moser

MIT Nico Link, Raphael Muff, Tamara Semzov, Franz Solar

Pressestimmen

„Besonders stark sind die Übergänge in Blanka Rádóczys Inszenierung. Unheilvolle Musik, immer weniger erträgliches lautes Babygeschrei und flackernde Neonröhren lassen schon früh Schlimmes ahnen. Eindrücklich spielt sich das vierköpfige Ensemble (Nico Link, Raphael Muff, Tamara Semzov, Franz Solar) durch diese Szenenwechsel.“ (Kleine Zeitung, Teresa Guggenberger, 26.05.2019)

„Die wohldurchdachte Inszenierung voller subtiler Anspielungen verlangt den vier Schauspielern einiges ab – Nico Link, Raphael Muff, Tamara Semzov und Franz Solar meistern diese Herausforderung aber souverän und mit großer Eindringlichkeit. Die kluge Ausstattung von Andrea Simeon und die beklemmenden Sounds von Victor Moser vervollständigen diesen nicht leicht zu verdauenden, wichtigen Abend.“ (Kronen Zeitung, Michaela Reichart, 26.05.2019)

„Ein Abend, der sickern sollte. Dafür findet er dieser Tage wahrscheinlich einen guten Boden vor.“ (nachtkritik.de, Hermann Götz, 24.05.2019)

„Regisseurin Blanka Rádóczy schafft mit einem Top-Ensemble einen intensiven Abend.“ (www.kultrefgraz.wordpress.com, Hannah Michaeler, 27.05.2019)

ORT & DAUER
HAUS ZWEI
Hofgasse 11, A - 8010 Graz
Dauer: ca. 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
PREMIERE
24. Mai 2019, HAUS ZWEI
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Der Prophet Mohammed, emanzipiert gedacht? Das Nachfolge-Stück zu „Geächtet“ von Ayad Akhtar bietet erneut provokanten Stoff.

HAUS EINS

Die Putzfrau Maria (Margarethe Tiesel) und der Wachmann Josef (Franz Solar) erzählen sich an Heiligabend nach Ladenschluss von ihren unerfüllten Wünschen und geheimen Sehnsüchten. Peter Turrinis Stück thematisiert die Gefahr von Einsamkeit und prekären Lebensverhältnissen im Alter.

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