Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs

Uraufführung

Vladimir Sorokin
AUS DEM RUSSISCHEN VON ANDREAS TRETNER
Eine Gemeinschaftsproduktion von Schauspielhaus Graz & steirischer herbst ’19

PREMIERE am 9. Oktober, 19.00 Uhr, Museum für Geschichte, Sackstraße 16 (ebenfalls am 11. und 12. Oktober, im Rahmen des steirischen herbstes)
SCHAUSPIELHAUS-PREMIERE am 23. Oktober, 20.30 Uhr, HAUS DREI
Tickets für die ersten drei Vorstellungen beim
steirischen herbst.

Inhalt

In der Zukunft gibt es kaum noch Bücher. Die meisten sind während des dritten Weltkriegs als Heizmaterial verbrannt worden oder danach der vollständigen Digitalisierung zum Opfer gefallen. Rund um die letzten Bücher ist eine illegale Spitzengastronomie entstanden, bei der Vermögende auf Werken der Weltliteratur erlesene Speisen grillen lassen. Dieser feierliche Vorgang heißt „Lesung“ und wird von verwegenen Männern ausgeführt, die zu einer verschwiegenen Gilde gehören. Zum Beispiel von dem Ungarn Geza, der um die halbe Welt jettet, um für alte Adelige, neureiche Geschäftsleute und halbseidene Kriminelle Kobe-Beef auf einer Erstausgabe von Dostojewski, Ribeye-Steak auf Gogols „Toten Seelen“ oder auch Möhrenbratlinge auf Ergüssen im Stile Tolstois zu grillen.

Der komplexe Grillvorgang erfordert jahrelange Erfahrung. Ganze Bücher brennen bekanntlich schlecht, also werden sie kunstvoll mit Hilfe eines kleinen „Excaliburs“ Seite um Seite in die Flammen geblättert. Der Berufsverband der Book’n’Griller sorgt dafür, dass die Regeln der Zunft befolgt werden, notfalls mit Gewalt. Und so erhält Geza einen Auftrag, der ihn zum Berg Manaraga im Ural führt; eine Mission, die sein Leben umkrempelt und die Welt der Book’n’Griller auf den Kopf stellt ...

Angeblich werden die Bildungsbürger*innen, die die westliche Gesellschaft bisher kulturell geprägt haben, gerade von den „Genussbürger*innen“ abgelöst – Menschen, die z. B. Bücher nur mehr als dekoratives Wohnaccessoire schätzen und in der Theaterpause eher über die Qualität des Weines als über die des Stücks fachsimpeln. Zu diesem Befund passt Sorokins bissige Gesellschaftssatire, die das Wort „Kulturgenuss“ schal werden lässt. Das Stück wird so zu einem zentralen künstlerischen Projekt in der thematischen Erzählung des steirischen herbst ’19, der unter dem Titel „Grand Hotel Abyss“ einen kritischen Blick auf die Dekadenz der Gegenwart wirft.

Es inszeniert Blanka Rádóczy, die in der vergangenen Spielzeit „Pfeil der Zeit“ von Martin Amis auf die Bühne brachte. Die Inszenierung wird gemeinsam mit dem kuratorischen Team des steirischen herbst ’19 entwickelt, im Rahmen des Festivals an einem besonderen Ort gezeigt und anschließend ins Repertoire des Schauspielhauses übernommen.

 

REGIE & BÜHNE Blanka Rádóczy
BÜHNE & KOSTÜME Marie-Luce Theis
SOUNDDESIGN/KOMPOSITION Florentin Berger-Monit, Johannes Wernicke
DRAMATURGIE Martin Baasch (Schauspielhaus Graz), Dominik Müller (steirischer herbst)
THEATERPÄDAGOGIK Julia Gratzer

MIT
Mathias Lodd, Lukas Walcher

Pressestimmen

„In knackigen Szenen erleben wir eine Welt der Decadence. […] Die Inszenierung von Blanka Rádóczy ist völlig uneitel, kommt mit wenig Utensilien aus. Fast denkt man mehr an pfiffiges Storytelling denn an Theater. Mit Fingerschnipsen starten und beenden die beiden Schauspieler die Szenen, es bleibt viel Raum für Imagination.“ (www.nachtkritik.de / www.drehpunktkultur.at, Reinhard Kriechbaum, 9./10.10.2019)

„Die Gaumenkitzel sind hier rein akustischer Natur. Macht aber nichts: Das pointierte Spiel von Mathias Lodd und Lukas Walcher bietet Genuss genug.“ (Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 11.10.2019)

„Lodd und Walcher füllen die Speisekammer mit darstellerischen Genusshappen […].“ (Kronen Zeitung, Christoph Hartner, 11.10.2019)

 

ORT & DAUER
HAUS DREI
Hofgasse 11, A - 8010 Graz
Dauer: ca. 1 Stunde 20 Minuten, keine Pause
PREMIERE
23. Oktober 2019, HAUS DREI (Schauspielhaus Premiere)
WIR EMPFEHLEN IHNEN
HAUS ZWEI
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Jedermann als Börsenspekulant – eine inspirierende Neudeutung des mittelalterlichen Mysterienspiels aus der Feder des Steirers Ferdinand Schmalz mit Raphael Muff in der Titelrolle und Lukas Walcher als „Buhlschaft Tod“.

HAUS ZWEI

Geschichten über Essen gibt es in nahezu jeder Familie, deren Herkunft sich auf mehr als zwei Länder, Kontinente oder Kulturen erstreckt. Immer wieder ist die Frage: Wie kann man ein kleines bisschen Zuhause schmecken? In dieser Bürger*innenbühne kommen Menschen mit Migrationshintergrund, Postmigrant*innen, Alteingesessene und Neudazugekommene zu Wort und teilen ihre Anekdoten, Familienrezepte und süßen Geheimnisse.

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