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nach William Shakespeare von Heiner Müller
Krieg, Macht und Ehrgeiz, der Glaube an das Recht des Stärkeren und die zerstörerische Kraft des Aberglaubens: Shakespeares berühmte Tragödie „Macbeth“ führt uns an menschliche Abgründe, die bis heute auf fatale Weise aktuell erscheinen, in denen sich die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts spiegelt.
Doch was treibt Macbeth auf diese Abwege, zu unstillbarer Machtgier und zu Königsmord? Ist es sein eigener Ehrgeiz, sind es die Ambitionen seiner Frau oder die Prophezeiungen der drei Schicksalsschwestern, die gekonnt mithilfe der Wahrheit täuschen, ihm schlaflose Nächte und Wahnvorstellungen bescheren? In jedem Fall bestätigt die tragische Geschichte von Aufstieg und Fall des Tyrannen Sigmund Freuds ernüchternde Einsicht, dass unter dem dünnen Lack von Zivilisation, der die Menschen umhüllt, eine Rotte von Mördern steckt.
Im Schauspielhaus Graz wird Stephan Rottkamp das sagenumwobene Stück inszenieren, das von abergläubischen angelsächsischen Theaterleuten bis heute nicht bei seinem Titel genannt, sondern nur als „Scottish Play“ bezeichnet wird. Der Regisseur hat 2016 bereits mit Shakespeares „Der Sturm“ und 2018 mit Schillers „Maria Stuart“ formstarke Klassikerinterpretationen vorgelegt.
SCHAUSPIELHAUS AKTIV
Theaterpädagogik Viola Novak
Altersempfehlung: (mindestens) 16+
Die Inszenierung „Macbeth“ beinhaltet den Einsatz von Stroboskoplicht und explizite Darstellungen von Gewalt.
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Ein Gespräch mit Sarah Sophia Meyer und Florian Köhler über den Abbruch der Proben zu „Macbeth“ 2020 und anderes.
Die Proben zu „Macbeth“ sind am Freitag, dem 13. März 2020 unterbrochen wurden. Wie erinnert Ihr Euch daran?
Florian Köhler Das war ein seltsamer Moment, obwohl ja schon tagelang im Raum stand, dass da irgendwas kommt. Am Morgen des 13. März wurde für 13 Uhr eine Betriebsversammlung im Zuschauerraum angesetzt. Wir hatten an dem Tag eine Bühnenprobe und haben den ganzen Vormittag Fahrten mit der Drehscheibe geprobt. Kurz vor 13 Uhr fanden sich langsam die Mitarbeiter*innen zur Versammlung ein und plötzlich standen da irre viele Leute auf der Seitenbühne, die zum Vorderhaus wollten, und schauten uns zu, der Zuschauerraum wurde immer voller und dann quollen auch noch Personen aus den Logen raus! Und wir haben immer weitergedreht und diese unfertige Szene geprobt, als ob die Katastrophe nicht stattfindet.
Sarah Sophia Meyer Wir haben uns ein bisschen so gefühlt wie die Kapelle auf der Titanic: Wir spielen, bis das Schiff untergeht – bis zum bitteren Ende, mit Blut und Licht und Sound.
Seitdem sind gut zwei Monate vergangen, in denen das Schauspielhaus geschlossen, aber nicht untätig war. Wie habt Ihr diese Zeit verbracht?
Sarah Sophia Meyer Ich habe meine handwerklichen Talente wiederentdeckt: hämmern, bohren, schleifen, auftrennen, zusammennähen, ausmisten, umgraben, neu anstreichen. Also eigentlich das, was ich sonst mit Texten und Kolleg*innen mache, bloß mit anderen Materialien.
Wie war das mit den geschlossenen Baumärkten? Hattest Du alles zuhause?
Sarah Sophia Meyer In den ersten Wochen habe ich mir auf Spaziergängen alles zusammengesucht, was ich brauchte, und als die Baumärkte wieder aufmachten, hatte ich eigentlich alles zusammen. Aber ich habe natürlich auch gemerkt, wie froh ich über meine privilegierte Situation bin: keine finanziellen Nöte, eine große, helle Wohnung, Essen im Kühlschrank. Am anstrengendsten fand ich die Unsicherheit, nie zu wissen, wie es weitergeht, und diese Unsicherheit war mit verschiedenen Emotionen eingefärbt.
Florian Köhler Die ersten zehn Tage waren merkwürdig bei mir, weil ich ja einige Wochen mit dieser Rolle quasi unter Volldampf mit Tempo 150 unterwegs war und dann plötzlich stillstand. Ich konnte die ersten Tage gar nicht glauben, dass es jetzt erst mal nicht weitergeht. Ich war ja mehrere Wochen lang wirklich auf so gut wie jeder Probe anwesend und zwischen und nach den Proben habe ich Text gelernt. Dieser harte Rhythmus, der mich getrieben hat, der war plötzlich komplett weg. Aber dann hat sich eine große Gelassenheit eingestellt. Wir hatten ja auch ein bisschen zu tun mit den Filmchen fürs Internet, damit konnte man sich auch eine Zeit lang beschäftigen. Und meine Kochkünste habe ich verbessert! Und ich lese viel. Diese Situation hat auch ihr Gutes. Ich bin ja jetzt auch gerade Lehrer meiner Kinder in einer relativ freien Schule, der den Unterricht komplett in seine Freizeit integriert hat.
Welche Note gibst Du Dir als Lehrer?
Florian Köhler In unserer Schulform gibt es keine Noten!
Sarah, hast Du die Lady Macbeth auch unter Volldampf verlassen?
Sarah Sophia Meyer Bei mir war das wie abgeschnitten. Ich bin nachhause gegangen und die Figur geriet völlig aus meinem Blickfeld. Es ging wohl um andere Dinge. Einige Wochen später habe ich mich damit befasst, was da eigentlich passiert ist und festgestellt: Ich habe nichts davon, wenn ich mich allein in meinem resonanzlosen Raum mit meinen Gedanken dazu beschäftige. Theater geht nur gemeinsam. Und das ist genau das, was mir jetzt gerade so fehlt. Man kann sich zwar zum Spazierengehen treffen oder telefonieren und seine Gedanken austauschen, aber proben geht eben nicht. Ich brauche dafür Menschen.
Könnt Ihr aus dieser Zeit etwas mitnehmen für Eure Figuren oder das Stück?
Florian Köhler Ich glaube, für die Figur kann ich aus dieser Zeit nichts mitnehmen, außer unterbewusst vielleicht, denn „Macbeth“ ist ein ganz eigener Kosmos. Was ich aber sicher mitnehme, als Schauspieler, ist diese große Besonderheit unseres Berufs wieder zu spüren: dass man sich auch körperlich sehr nah ist. Momentan ist das ja auch privat schon die Ausnahme. Inhaltlich habe ich eine Parallele zum Stück darin gesehen, wie schnell nach den ersten Panikmomenten und den apokalyptischen Bildern z. B. aus Italien das Streben nach Macht in der Politik wieder spürbar war. Als die Gefahr halbwegs gebannt war, ging es gleich wieder um Macht und Einfluss. Für mich ist das Stück ein Zoom in den menschlichen Abgrund hinein. Und gleichzeitig zeigt es, was für groteske Bluten so ein absurder Machthunger treiben kann. Daran arbeite ich.
Worum geht’s für Euch in dem Stück?
(Lange Pause.)
Florian Köhler Das ist so eine Prüfungsfrage, oder?
Sarah Sophia Meyer Welches Stück?
(Lachen)
Sarah Sophia Meyer Warte mal, ich habe das Textbuch hier. (Lachen) Grob gesagt geht es darum, dass man bereit ist über Leichen zu gehen, um etwas zu erreichen. Ich habe mir auch überlegt, welche Parallelen ich in der gegenwärtigen Situation zu „Macbeth“ sehe. Erst fanden ja diese Hamsterkäufe statt, aus dem Instinkt heraus, selbst zu überleben. Danach war dieses starke Gemeinschaftsgefühl spürbar, das ich sehr besonders fand. Ich habe mich in dem Moment mit den Leuten hier in dieser Stadt, in die ich ja vor fünf Jahren von außen gekommen bin, sehr verbunden gefühlt. Auf einmal waren wir alle am gleichen Punkt. Aber dann hat sich das doch wieder verflüchtigt: Manche ziehen sich zurück, andere glauben Verschwörungstheorien und wieder andere befolgen akribisch alle Maßnahmen der Regierung. Das große Gemeinschaftsgefühl war schnell am Ende. Und was passiert mit dem Menschen, wenn er sich selbst so wichtig nimmt und ins Zentrum von allem Geschehen stellt? Gibt es vielleicht noch etwas anderes als durchzudrehen und zu vereinsamen? Es geht halt nicht allein. Und genau das spüre ich jetzt: Ich brauche andere. Nicht nur um zu arbeiten, sondern auch um zu sein.
Wie habt Ihr die Arbeit am Text erlebt?
Florian Köhler Der Text in der Bearbeitung von Heiner Müller ist für mich die größte Herausforderung: zum Lernen, zum Denken, zum Sprechen!
Sarah Sophia Meyer Ja, der Text ist lyrisch verdichtet, riesige Bilder in knappen Worten, und das verstehbar und erlebbar zu machen ist Arbeit.
Welchen Satz aus dem Stück könnte man sich merken?
Florian Köhler Ich habe viele Qualsätze, aber es gibt schöne, positive Sätze, z. B.: „Komme, was kommen mag. Die Zeit mit Stunden quert den rauhesten Tag.“ Eine positive Durchhalteparole! Den ersten Satz von Macbeth finde ich auch schön: „So schön und hässlich sah ich keinen Tag.“ Mittlerweile schwimmen die Delfine wieder in Venedigs Kanälen, aber daneben gibt es massenhaft Tote.
Sarah Sophia Meyer Ja, bei mir läuft momentan auch einiges über Verdrängung, denn wenn ich mir das alles vor Augen halte, dann würde ich durchdrehen: „Bieg nicht deine Kraft unter gewohntes Denken“, empfiehlt Lady Macbeth. Und: „Denk dich nicht zu tief in deine Schwäche.“ Das kann man sich auch immer wieder mal sagen. Oder: „Dir fehlt, was unser Leben aus dem Tod hält: Schlaf.“ Das ist ein guter Rat, gerade jetzt, wo ich auch Entspannung und Verlangsamung erfahre, die gut tut. Wenn es nicht mehr weitergeht: erst mal drüber schlafen!
Gibt es irgendwas, das Ihr jenen, die das jetzt lesen, sagen wollt?
Sarah Sophia Meyer Bleibt uns treu, wir brauchen Euch, wie Ihr uns hoffentlich auch. Es gibt kein Theater ohne Publikum.
Florian Köhler Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Und zwar in echt!
Das Gespräch wurde am 14. Mai 2020 als Videotelefonat geführt.
„Und doch spiegelt die Produktion den gegenwärtigen Zustand der Welt, ihre Machträusche und Mordlust fast überdeutlich wider, ohne auf aktuelle Ereignisse Bezug nehmen zu müssen. […] kann in der Titelrolle Florian Köhler nuanciert und in oft gefährlicher Leisheit die Psychopathologie des Schlächters und die Lächerlichkeit des Despoten ausarbeiten, der sich an seinem übergroßen Königsmantel abzerrt. Sarah Sophia Meyer zeigt fiebrige Gefährlichkeit und Verführungskraft als Lady Macbeth […]. Im fantastischen Bühnenbild aus Batterien schwebender weißer Quader (Robert Schweer) behaupten sich die weiteren fünf Ensemblemitglieder durchwegs in Mehrfachrollen – Oliver Chomik etwa als Banquo, Nanette Waidmann und Frieder Langenberger in einer gräulich-komischen Attentäterszene, Alexej Lochmann als Macbeths Gegenspieler Macduff und Daria von Loewenich als junger Fleance. Rauschender Applaus für eine blut- und wahnsinnstriefende Inszenierung […].“ (kleinezeitung.at, Nachtkritik, Ute Baumhackl, 29.05.2022)
„Dass dieser ‚Macbeth‘ pandemiehalber zwei Jahre im Regal lag, sieht man der Produktion nicht an, so leichtgängig erlaubt sie, Parallelen zum gegenwärtigen Zustand der Welt und ihren Kriegen, Krisen, Katastrophen zu ziehen, so überdeutlich sind die überkommenen Männerfantasien ausgestellt. […] Alexej Lochmann, Oliver Chomik, Nanette Waidmann, Daria von Loewenich und Frieder Langenberger zeigen, durchwegs in Mehrfachrollen, wieder einmal, wie spektakulär gut dieses Ensemble mittlerweile zusammenspielt. […] Die Inszenierung konzentriert sich ganz auf die Titelfigur, die Florian Köhler beeindruckend nuanciert spielt: Sein Macbeth, vom Machterhalt zerfressen, kippt augenblicklich vom Lächerlichen ins Monströse, und besonders, wenn er leise wird, ist er zum Fürchten. Das wirkt […]. Rauschender, langer Applaus.“ (Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 30.05.2022)
„Ziemlich unterschiedliche Herangehensweisen, beiden [Inszenierungen, in Graz und am Landestheater Linz, Anm.] gelingen anschauliche, tief in den Stoff dringende, oft auf den Punkt gebrachte Aufführungen. […] Das [Bühnenbild] von Robert Schweer in Graz ist einfach praktisch, es erlaubt rasante Szenenwechsel: eine leere Bühne, umrahmt von Plastik-Lamellen, zu Beginn wabert dichter Nebel. Weiß dominiert. Hoch oben hängen hintereinander fünf innen beleuchtete, breite Blöcke, die herabgelassen werden können. So entstehen etwa Tribünen mit verschiedenen Ebenen, auf denen Herrscher, Mörder, Hexen und Opfer agieren. […] Bei den Karrieristen-Paaren überzeugt Florian Köhler in Graz als getriebener Macbeth. Er entblößt weit mehr als nur den Leib. Sarah Sophia Meyer ist seine eiskalte Lady, die blitzartig zwischen Machtgeilheit, Unterwürfigkeit und purer Bosheit wechseln kann.“ (Die Presse / diepresse.com, Norbert Mayer, 29./30.05.2022)
„Dass es am Ende schon reicht, Macbeth die Insignien seiner Macht abzunehmen, um ihn vernichtet zu Boden sinken zu lassen, ist hingegen ein starkes, schönes Bild. Denn die wahre Brutalität liegt nicht in den Kübeln voller Blut, sondern in den Entscheidungen. Eine ganz eigene Dynamik bringt Robert Schweers starkes Bühnenbild – fünf Reihen weißer Quader in unterschiedlichen Höhen – ins Geschehen. Auch Esther Geremus’ Kostüme im Tartan-Look machen sich gut. Für berührende Momente sorgen die Schauspieler, allen voran Florian Köhler in der Titelrolle, der sich diese Figur einverleibt hat, den wachsenden Wahnsinn in leise und umso gefährlichere Töne kleidet. Schade, dass man Sarah Sophia Meyer als Lady Macbeth nicht mehr Raum für ihre Rolle gegeben hat, das hätte ziemlich spannend werden können. Oliver Chomik sticht als Banquo ebenfalls hervor.“ (Kronen Zeitung / krone.at, Michaela Reichart, 29./30.05.2022)
„Und hier kommt die gute Nachricht: Die Inszenierung am Grazer Schauspielhaus ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Wucht. Bevor wir auf die Akteur:innen eingehen, deshalb zuerst ein Lob an das Team hinter den Kulissen. Regisseur Stephan Rottkamp und Dramaturg Jan Stephan Schmieding schaffen es, das Stück kompakt, spannend und unterhaltsam zu vermitteln. Die stets in Bewegung befindliche und atemberaubende Bühne von Robert Schweer, die Kostüme von Esther Geremus, das Sounddesign von Nikolas Neecke und ganz besonders das Lichtdesign von Thomas Bernhardt hätten sich Standing Ovations verdient. Bravo! […] Wird es Florian Köhler bei all seinem komischen Talent gelingen, zugleich Held und Zweifler, Täter und Opfer, Mörder und Entertainer darzustellen? Zweite gute Nachricht: Es gibt in dieser Stadt keinen besseren für eine solche Aufgabe. Köhler leidet und singt, schreit und vor allem: schleppt blutverschmiert den viel zu schweren Königsmantel durch die Gegend. […] Ihm zur Seite Sarah Sophie Meyer, die ihre Lady Macbeth zwischen Verführung und Wahnsinn anlegt und dem Kollegen Köhler dabei um nichts nachsteht. Sehr speziell auch die Performance von Nanette Waidmann und Frieder Langenberger als Auftragskiller:innen. Und Oliver Chomik als treuen Banquo darf man an dieser Stelle auch ruhig erwähnen. Wer immer nach der Aufführung das alles wieder sauber macht, hat auch einen Applaus verdient. Das Blutbad hat sich jedenfalls ausgezahlt, diesen Macbeth sollten alle sehen, die sich auch nur einen Hauch für das gute alte und doch für immer junge Theater interessieren.“ (haubentaucher.at, Wolfgang Kühnelt, 29.05.2022)
„Florian Köhler als Macbeth macht, rote Überschwemmung auf der Bühne hin und her, doch deutlich, dass auch Töten um der Karriere Willen zumindest psychisch einen hohen Blutzoll kostet. […] ‚Macbeth‘ ist in dieser Version ein Kammerspiel mit ganz starken – vielleicht manchmal sogar ins Kraut schießenden – Bildern.“ (drehpunktkultur.at, Reinhard Kriechbaum, 30.05.2022)
„Trotz dieser plakativen Gewaltorgie schafft es Titelheld Florian Köhler auch leise Töne anzubringen – und ist gerade in diesen unglaublich überzeugend. Die Entwicklung seiner Figur vom ehrgeizigen Heerführer mit Machtfantasien, der neben Lady Macbeth aber fast zaghaft ist, zum unberechenbaren Irren, macht er trotz regelrechtem Blutrausch in kleinen Momenten deutlich – und damit auch seine Qualitäten als Schauspieler. […] Insgesamt beweist das Ensemble aber Qualität, erkennbar auch an den vielen Doppelrollen.“ (Der Grazer, Verena Leitold, 30.05.2022)
„Mit einer abstrakten, aber effektiven und sehr ästhetischen Bühnenausstattung (Robert Schweer) gelingt es in wenigen Augenblicken, das Geschehen von Duncans Königshof in die Burg von Macbeth zu transferieren. Große, weiße Quader, die sich quer über die Bühne spannen, werden dazu auf- und abgezogen und rhythmisieren so aufs immer Neue den Raum. Die Besetzung von Macbeth durch Florian Köhler und Lady Macbeth, Sarah Sophia Meyer, erzeugt schon rein optisch ein charakterliches Gegenpaar, das sich dennoch todbringend bestens ergänzt. Meyer gelingt es ohne groß erkennbare Emotion, viele Charakter-Register zu ziehen. […] Florian Köhlers Macbeth ist weder ein einfacher Charakter noch ein eindimensionaler Mörder. […] Besonders beeindruckt dabei die Durchlässigkeit von Köhlers Spiel. […] Untermalt wird das Geschehen – bis auf den allerletzten Akt – durchgehend von Sound- und Musikeinspielungen. (Nikolas Neecke). Das Theater hat in den letzten Jahren viel vom Film dazugelernt und Rottkamp nutzt diese zusätzliche Ebene gekonnt, um das Gezeigte damit emotional noch zusätzlich subtil zu verstärken. […] Zwar ist es keine Pflicht, das Stück anzusehen, aber wenn, dann ist es unumgänglich, darüber zu sprechen und es so vielen Menschen wie möglich ans Herz zu legen. Emotionaler und zugleich intelligenter, widersprüchlicher und zugleich kohärenter, bildmächtiger und soundgewaltiger wird man so schnell keinen Macbeth auf einer deutschsprachigen Bühne mehr sehen können.“ (european-cultural-news.com, Michaela Preiner, 02.06.2022)
„Besonders beachtenswert ist hierbei die Gesamtkomposition der Inszenierung mit dynamischer Musik (Niki Neecke), die das Geschehen betont und die Emotionen auf der Bühne untermalt. Das kahle und schlichte Bühnenbild (Robert Schweer), das einem Schlachthaus ähnelt, bietet den brutalen Abschlachtungen in ‚Macbeth‘ einen perfekten Schauplatz. Zusätzlich ist die außerordentlich herausragende schauspielerische Leistung von Florian Köhler hervorzuheben, der exzellent den Wahnsinn und die zwiespältigen Konflikte zwischen dem Gewissen und der Taten des Protagonisten zum Ausdruck bringt.“ (Carina Pammer, kultrefgraz.wordpress.com, 29.06.2022)