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Joël Pommerat
Aus dem Französischen von Gerhard Willert
Regie Dominique Schnizer
Diese Konflikte gehören zum thematischen Fundus unserer Gegenwart: zwei Paare, die über ihre Kinderlosigkeit streiten; ein Manager, der mit seiner Frau Aufstiegschancen in der Firma erörtert; ein verzweifelter Vater, der einen Organspender sucht. Man kennt solche Geschichten aus den Medien. Aber im Theater streiten sich die Paare in einem immer bedrohlicher wirkenden Wald; der Manager glaubt, in zwei obdachlosen Frauen ein Orakel für seine Karrieresprünge zu erkennen; der Vater handelt das gesuchte Organ einer Gruppe Junkies ab. Und damit nicht genug, neben den Szenen einer mystisch überhöhten Gegenwart tauchen Bilder aus unserem kulturellen Gedächtnis auf: Ein Ritter hadert 1370 mit seinem Gott, eine Aristokratenfamilie probiert 1913 eine neue Form des sozialen Miteinanders. Was alle Episoden vereint, ist die Formulierung von Sehnsuchtsbewegungen: hinauf! Weg! Weiter! Sei es Gott, die Konzernspitze, die Liebe – der Mensch begehrt etwas und bezahlt dafür. Es zerfallen festgefügte soziale Ordnungen, es verfällt der Glaube an Gott, bis nur noch der Glaube an sich selbst übrig bleibt. Und im leeren Zentrum der Kreisbewegung sitzt das Publikum, das ein diabolischer Conférencier daran erinnert, dass alles nur in seinem Kopf existiert.
In mehr als 20 lose aneinandergereihten Szenen mit einem Figurenarsenal von mehr als 70 Personen erzählt der französische Theatermacher Joël Pommerat acht Geschichten zwischen dem 14. Jahrhundert und heute – und geht dabei stets der Frage nach, wie es um Werte und Glauben in Zeiten der Krise bestellt ist. „Diese Geschichten sind witzig, manchmal erschreckend oder hart. Aber sie sind wahr.“ Joël Pommerat
REGIE Dominique Schnizer
BÜHNE UND KOSTÜME Christin Treunert
LICHT Viktor Fellegi
DRAMATURGIE Elisabeth Geyer
MIT Benedikt Greiner, Fredrik Jan Hofmann, Evi Kehrstephan, Raphael Muff, Evamaria Salcher, Tamara Semzov, Franz Solar, Werner Strenger sowie Lana Beraković und Olena Mishchii am Cello
„Es ist ein Reigen von Verblendeten, Verzweifelten, Verlassenen, den Regisseur Dominique Schnizer mit viel Gefühl für feine Nuancen […] choreografiert. Ein ‚Unendlichkeitsspiel‘ soll es sein, wenn damit das Gehen im Kreis gemeint ist, wurde das Ziel erreicht, in einem Stück und einer Inszenierung, die eines ganz gewiss ist – unkonventionell, außergewöhnlich.“ (Werner Krause, Kleine Zeitung Nachtkritik, 20. November 2015)
„Mit Joël Pommerats ‚Kreise/Visionen‘ ist dem Grazer Schauspielhaus eine spannungsreiche Aufführung gelungen. Die unterschiedlichen Episoden aus verschiedenen Zeitebenen wurden präzise und schnörkellos umgesetzt, wodurch der Text seine ganze Intensität, die oft im Ungesagten liegt, entfalten konnte. Die Darsteller zeigten in dutzenden Rollen bei der Premiere am Freitag ihre Wandlungsfähigkeit. […] Christin Treunert bewies sowohl beim Entwurf der Bühne mit ihren wenigen, aber markanten Versatzstücken wie auch bei den an die jeweiligen Zeit angepassten Kostüme viel Gespür.“ (Karin Zehetleitner, APA, 21. November 2015)
„Ein Gespensterreigen mit gestrauchelten Emporkömmlingen, Scheinheiligen oder Irrläufern im Wald, reich an Seelenfrost, frei von Mitgefühl, ohne chronologische Abfolge, für den Regisseur Dominique Schnizer mit achtexzellenten Akteurinnen und Akteuren, die in insgesamt rund 70 Rollen schlüpfen, doch einen roten Faden findet. […] Entlarvendes, unkonventionelles Theater, dessen Tiefen und Heimtücken häufig nur angedeutet werden. Gut so. […] Ein Abend, der einiges fordert, aber auch vieles gibt. Zur Recht geplatzte Naiv-Visionen zählen dazu.“ (Werner Krause, Kleine Zeitung, 22. November 2015)
„Für Graz hat Regisseur Dominique Schnizer diesen wilden Trip durch die Geschichte […] gebändigt. Auch mit Hilfe des klugen Bühnenbilds von Christin Treunert. […] Schnizer pfropft keine großen Ideen auf den Text, sondern filtert aus ihm jene Punkte, die uns einen oft grausam deutlichen Spiegel vorhalten. Dabei setzt er durchaus auf Humor, manche Wahrheit lässt sich schließlich mit einem Lachen leichter ertragen. […] Ein perfektes Spiel zeigen die acht Schauspieler, die sich hier in unterschiedlichsten Rollen und Zeiten wiederfinden. […] Aktueller und zugleich zeitloser kann Theater kaum sein!“ (Michaela Reichart, Kronen Zeitung, 22. November 2015)
„Dominique Schnizer inszeniert einen opulenten Bilderreigen voll Schwermut und Poesie. Seine Hauptakteure: die virtuos bespielte Drehbühne (Ausstattung: Christin Treunert) und ein Cello (Lana Beraković). Das Ensemble schultert den Anspruch, magisch gemeinte Theatermomente in geradezu filmischer Präzision auf die Bühne zu heben – mit Ausnahme weniger Längen – gekonnt. Beeindruckend.“ (Hermann Götz, Falter, 25. November 2015)
„Schnizer gelang gemeinsam mit Bühnenbildnerin Christin Treunert ein nüchterner Abend ohne moralisierende Anklage, der umso schärfer Sehnsüchte und Spiele seziert, bis es leise zu schmerzen beginnt.“ (Colette M. Schmidt, Der Standard, 27. November 2015)