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Ödön von Horváth
Nur widerwillig begleitet Kasimir seine Verlobte Karoline aufs Oktoberfest, ist er doch eben als Chauffeur „abgebaut“ worden und nicht in der richtigen Stimmung für das ach so bunte und lustige Treiben rund um Zeppeline, Achterbahnen und Jahrmarktkuriositäten. Ganz im Gegensatz zu Karoline, die nach einer besseren Zukunft strebt und das Leben genießen will. So kommt es schnell zum Streit und die beiden trennen sich: Karoline stürzt sich ins Vergnügen – zunächst mit dem Zuschneider Schürzinger, von dem sie sich gesellschaftlichen Aufstieg erhofft, den sie aber bald zugunsten seines Vorgesetzten, dem Kommerzienrat Rauch, stehen lässt. Währenddessen trifft Kasimir auf seinen alten Bekannten, den Merkel Franz, einen brutalen Kleinkriminellen, von dem er sich überreden lässt, bei Autoeinbrüchen Schmiere zu stehen. Im allgemeinen Trubel kreuzen sich die Wege von Kasimir und Karoline immer wieder. Dabei nähern sie sich an, kämpfen umeinander, missverstehen sich und verfehlen sich – jedes Mal aufs Neue, bis sie sich ganz verlieren.
„Eine Ballade von stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heißt durch die Erkenntnis: Sterben müssen wir alle!“, schrieb Ödön von Horváth über sein 1932, auf dem Höhepunkt der Massenarbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise uraufgeführtes Volksstück. Schonungslos zeigt er darin, wie der Verlust von Arbeit Menschen nicht nur materiell, sondern auch seelisch verkrüppelt und ruiniert, und entwirft dabei ein hoffnungslos-düsteres Bild von Liebe und Solidarität in Zeiten der Not: „Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wäre man nie dabei gewesen.“
Dominic Friedel, geboren 1980 in Ansbach, war von 2007 bis 2011 Regieassistent am Maxim Gorki Theater, wo er auch zahlreiche eigene Regiearbeiten realisierte. Friedel arbeitete in Stuttgart, Bonn, Bern und als Hausregisseur am Nationaltheater Mannheim. 2015 wurde die Berner Inszenierung von „Seymour oder Ich bin nur aus Versehen hier“ von Anne Lepper vom Schweizer Theatertreffen und vom Heidelberger Stückemarkt eingeladen.
REGIE Dominic Friedel
BÜHNE UND KOSTÜME Peter Schickart
MUSIK Christof Ressi
LICHT Thomas Trummer
DRAMATURGIE Jan Stephan Schmieding
KASIMIR Nico Link
KAROLINE Sarah Sophia Meyer
DER MERKL FRANZ Jan Brunhoeber
DEM MERKL FRANZ SEINE ERNA Henriette Blumenau
RAUCH Clemens Maria Riegler
SPEER Franz Xaver Zach
SCHÜRZINGER Pascal Goffin
ELLI Silvana Veit
MARIA Julia Franz Richter
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Hintergrund zur Inszenierung: „Bevor die Sektkorken knallen“
„Regisseur Dominic Friedel hat ‚Kasimir und Karoline‘ aus dem Zeit- und Lokalkolorit geschält, um die Traurigkeit des lärmenden Oktoberfests in die Soundsuppe einer Großraumdisco zu werfen. Der Rest ist Reduktion. Es braucht auch nichts mehr, um die triste Bilderwelt einer an die Wand gedrückten Liebe aus diesen Dialogen wachsen zu lassen. Mit Nico Link und Sarah Sophie Meyer in den Hauptrollen und einem auch sonst beglückend verspielten Ensemble entwickelt der berühmte Text eine durch und durch gegenwärtige Präsenz. Jeder hat in diesem Spiel seinen starken Auftritt, selbst die Souffleuse. Franz Xaver Zach beschert dem Abend mehrere todkomische Momente, Silvana Veit reißt mit einer Solointerpretation des Nine-Inch-Nails-Songs ‚Hurt‘ das schwarze Loch der Leere auf, um das Horvath-Figuren tanzen. Und Sarah Sophia Meyer unterstreicht das spröde Schlussbild, das sie im halb dunklen Abseits zeigt, mit viel Schweigen.“ (Hermann Götz, Falter, 16. Dezember 2015)
„Nico Link als arbeitslos gewordener Kraftfahrzeugführer Kasimir zeigt zwischen Hoffnung und Verzweiflung eine beachtliche Bandbreite an Emotionen, Sarah Sophia Meyer ist eine Karoline voller Lebenslust, die sich auch durch Rückschläge nicht aufhalten lässt. Berührend Pascal Goffin als Zuschneider Schürzinger, der liebesmäßig ebenfalls auf der Strecke bleibt. […] Franz Xaver Zach und Clemens Maria Riegler gefallen als gut situierte Herren, die sich ein bisserl Spaß gönnen wollen. Silvana Veit und Julia Richter als stimmstarke, leicht Mädchen.“ (Michaela Reichart, Kronen Zeitung, 13. Dezember 2015)
„Anvertraut hat Laufenberg das Stück dem Regisseur Dominic Friedel. Der stellt die Isolation der horváthschen Figuren auf einer leeren, ganz mit Kunstrasen verkleideten Bühne (Peter Schickart) aus. […] Nico Link als Kasimir, so resigniert, dass er nur noch halbherzig (auf)begehrt, Sarah Sophia Meyer als impulsive und beiläufig kaltherzige Karoline, Jan Brunhoeber als misogyner Kleinganove Merkl Franz, Henriette Blumenau als dessen in Bitterkeit verlöschende Erna, Pascal Goffin als wendiger Kavalier Schürzinger […] Clemens Maria Riegler gibt den Unternehmer Rauch als scheuen, aber gemeinen Tölpel, als sein Freund Speer hat Franz Xaver Zach im koketten Pas de deux mit einem Karaoke-Mikro eine schöne Szene.“ (Ute Baumhackl, Kleine Zeitung, 13. Dezember 2015)
„Der durchaus schlüssigen, wenn auch unterkühlten Fassung steht an diesem nur etwas über anderthalbstündigen Abend das warmblütige Spiel des Ensembles um Meyer und Link entgegen. Als amüsierwillige Herren unterhalten Franz Xaver Zach und Clemens Maria Riegler, stimmstark sorgen Silvana Veit und Julia Richter für Live-Jahrmarktmusik.“ (Ute Baumhackl, Kleine Zeitung Nachtkritik, 11. Dezember 2015)
„Die Charakterzeichnungen sind zum Teil originell. Nico Link spielt Kasimir als schwermütigen, fast schüchternen Menschen. […] Der Zuschneider Schürzinger (Pascal Goffin), mit dem sich Karoline auf dem Rummel vergnügt, erhält in dieser Inszenierung viel Raum, auch für Gesellschaftskritik. […] Sein Chef Rauch, der schließlich Karoline abschleppt, kündigt an, ihn entlassen zu wollen. Clemens Maria Riegler spielt diesen wohlhabenden Kommerzienrat jugendlich und mit viel Witz. Er wirkt für einen Stenz ziemlich schüchtern, das gilt auch für seinen Begleiter, den Landgerichtsdirektor Speer. Franz Xaver Zach zelebriert in dieser an sich kleineren Rolle ein Kabinettstück. […] Gesangseinlagen modernerer Art bieten Silvana Veit und Julia Richter als leichtlebige Mädchen.“ (Norbert Mayer, Die Presse, 14. Dezember 2015)