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jedermann (stirbt)

Ferdinand Schmalz

nominiert für den Nachspielpreis des Heidelberger Stückemarktes 2020

Inhalt

Im Rahmen der Initiative „Wir spielen für Österreich – Theater-Edition“ zeigt das Schauspielhaus Graz seine Inszenierung von „jedermann (stirbt)“ von Ferdinand Schmalz am 16. April 2021 um 22.30 Uhr in ORF III.

Der erfolgreiche Börsenspekulant Jedermann gibt in seinem Garten ein Fest. Angesichts der Erfolge, die er zu feiern hat, stört ihn wenig, dass draußen ein Krieg ausgerufen und mit Toten gerechnet wird – sein Besitz ist von einer hohen Mauer umgeben. Die gute Gesellschaft ist eingeladen, ebenso die Verwandtschaft, uneingeladen stoßen u. a. der „arme nachbar gott“ und die „buhlschaft tod“ dazu. Doch bald ringt Jedermann mit dem Sterben – und mit der Frage, was von einem Leben übrig bleibt, das ganz auf das Hier und Jetzt ausgerichtet ist.

Das mittelalterliche Gleichnis vom Menschen, der vom Tod geholt wird und vor Gott Rechenschaft über sein irdisches Leben ablegen muss, ist hierzulande vor allem durch Hugo von Hofmannsthal bekannt, dessen „Jedermann“ aus dem Jahre 1911 jeden Sommer vor dem Salzburger Dom mit Staraufgebot zum Besten gegeben wird.

Die neueste Version des Stoffes stammt von Ferdinand Schmalz, der 2018 dafür den Nestroy-Theaterpreis als bester Autor erhielt. Er verwandelt den alten Topos von Leben, Sterben und Sexualität des Menschen in ein zeitgenössisches Gaukler-Party-Spiel über die Gier der Finanzmacht, der die Angst vor dem Nichts und die unangenehmen Fragen nach der eigenen Verantwortung in einer sich mit immer höheren Zäunen schützenden Ersten Welt im Nacken sitzt. Denn wie sehr kann man verdrängen, welchen Anteil man auf der Haben-Seite des Lebens an der Vernichtung der Um- und Mitwelt hat und wie sehr man um der eigenen Bequemlichkeit willen die Zukunft der Nachgeborenen verspielt?

Mit dem Steirer Ferdinand Schmalz, einer der erfolgreichsten österreichischen Autoren, verbindet das Schauspielhaus Graz seit vier Spielzeiten eine intensive Arbeitsbeziehung. Mit „jedermann (stirbt)“ deutet er die alte Geschichte sprachlich hochkonzentriert, ästhetisch inspirierend und formal herausfordernd neu. Und er legt den Finger auf eine Wunde der Gegenwart. Denn auch wenn die Hälfte aller nach 2010 geborenen Kinder heute gute Chancen hat, älter als 100 Jahre zu werden: Der Tod ist unbesiegbar. Es inszeniert Daniel Foerster, der in der vergangenen Spielzeit mit Ayn Rands „The Fountainhead (Die Spitze der Fontäne)“ die Saison eröffnete.

REGIE Daniel Foerster
BÜHNE & KOSTÜME Mariam Haas, Lydia Huller
MUSIK Jan Preißler
DRAMATURGIE Jan Stephan Schmieding
THEATERPÄDAGOGIK Julia Gratzer

ARMER NACHBAR GOTT / GUTE GESELLSCHAFT Henriette Blumenau
DICKER VETTER / GUTE GESELLSCHAFT Fredrik Jan Hofmann
WERKE, MAMMON / GUTE GESELLSCHAFT Katrija Lehmann
JEDERMANNS MUTTER / DÜNNER VETTER / GUTE GESELLSCHAFT Nico Link
JEDERMANN / GUTE GESELLSCHAFT Raphael Muff
JEDERMANNS FRAU / GUTE GESELLSCHAFT Evamaria Salcher
BUHLSCHAFT TOD / GUTE GESELLSCHAFT Lukas Walcher

Angebote von SCHAUSPIELHAUS AKTIV:
MITREDEN Zugabe im Februar
MITLERNEN Nachbereitung; Textimpuls
Theaterpädagogik: Julia Gratzer

Pressestimmen

„Dieser ‚Jedermann‘ schillert sehr gegenwärtig. […] Mit grandiosem Wortwitz hat Schmalz den ‚Jedermann‘ vom Mief der katholischen Moral befreit und ihn mit großer gesellschaftspolitischer Brisanz neu geladen. […] Daniel Foerster geht in seiner Inszenierung noch einen Schritt weiter und hebt für diese Mischwesen auch die Geschlechtergrenzen auf. […] Tolles Ensemble – Raphael Muff ist über weite Strecken ein entspannt-überheblicher Jedermann, der sich weder von den Predigen des ‚Armen Nachbarn Gott‘ (Henriette Blumenau) noch von seiner Frau (Evamaria Salcher) aus dem Konzept bringen lässt. Im Vergleich zu seinen nervösen Vettern (großartig: Nico Link und Jan Frederik Hofmann) weiß er auch, dass er nicht um finanziellen Nachschub zittern muss. Erst als ihm die ‚Buhlschaft Tod‘ (wunderbar abgebrüht: Lukas Walcher) immer näher rückt, wird sich Muffs Jedermann doch noch seiner moralischen Leere gewahr – zumindest in Ansätzen.“ (www.krone.at, Christoph Hartner, 16.11.2019)

„Daniel Foerster kleidet den Totentanz um den eiskalten Superdealer Jedermann (Raphael Muff) in knallbunte Szenen, in denen die Schauspieler gern zum Mikro greifen und Gruselsongs im Stil alpiner Schlager anstimmen. Da, wo die Buhlschaft killt, werden die Schmalz’schen Sprachpointen sparsam gesetzt, stattdessen baut die Inszenierung auf Burleske – mit heftig akklamierten Gustostückerln von Fredrik Jan Hofmann und Nico Link als Vettern, Katrija Lehmann als Mammon und Charity. Lustig!“ (Kleine Zeitung / www.kleinezeitung.at, Ute Baumhackl, 16.11.2019)

„Die musicalhafte Dramaturgie wird geschickt bedient von Jan Preißler und Jan Stephan Schmieding, die Tuntenball-tauglichen Kostüme von Mariam Haas sind einfallsreich und auf eine paradoxe Weise elegant und exaltiert zugleich. Die Schauspielerleistungen sind makellos, Raphael Muff gibt in der Titelrolle einen überzeugenden und überzeugten Mistkerl ab, Lukas Walcher einen verführerisch-unheimlichen Buhlschaft-Tod. Im fein auschoreografierten Einklang mit den beiden agieren Henriette Blumenau, Fredrik Jan Hofmann, Katrija Lehmann, Nico Link und Evamaria Salcher. Die Regie von Foerster ist durchwegs einfallsreich, er nützt die von Schmalz im Text verwendete Reimform zu ihrem eigenen Vorteil so aus, dass sie in keinem Augenblick antiquiert wirkt. Daneben gibt es viele köstliche Details und Einlagen – auch solche mit Publikumseinbindung. […] eine gelungene und vollständige Entrümpelung, die vom Premierenpublikum ausgiebig gewürdigt wurde.“ (APA, Andreas Stangl, 25.11.2019)

„Raphael Muff verkörpert Jedermann so, wie ihn sich Salzburg wünschen sollte: Die zunehmende Angst und Verzweiflung im Angesicht des Todes zeichnet sich in seiner Mimik und Gestik so perfekt ab, dass man mit dem skrupellosen Geschäftsmann fast noch Mitleid bekommt. Auch das übrige Ensemble überzeugt mit starker Leistung. […] Mit ‚jedermann (stirbt)‘ ist es Ferdinand Schmalz und dem Schauspielhaus Graz gelungen, einen Abend zu schaffen, der zwischen bitteren Lachern und Absurditäten, der Gier und Oberflächlichkeit der Menschheit einen Spiegel vorhält. Selten hat es so viel Spaß gemacht Jedermann beim Sterben zuzusehen.“ (kultrefgraz.wordpress.com, Teresa Guggenberger, 17.11.2019)

ORT & DAUER
HAUS ZWEI
Hofgasse 11, A - 8010 Graz
Dauer: ca. 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause
PREMIERE
14. November 2019, HAUS ZWEI
WIR EMPFEHLEN IHNEN
HAUS EINS
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Der jüdische Mathematik-Professor Josef Schuster stürzt sich fünfzig Jahre nach seiner Flucht vor den Nazis aus Österreich von seiner Wohnung auf den Heldenplatz – jenen Platz, auf dem Adolf Hitler nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland 1938 von Hunderttausenden bejubelt wurde. Das Stück von Thomas Bernhard löste bei seiner Uraufführung 1988 einen Theaterskandal aus; heute ist es wert, von einer neuen Generation entdeckt zu werden.

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