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Ferdinand Schmalz
Regie Jan Stephan Schmieding
Fataler Zusammenstoß an einer Raststation irgendwo im Nirgendwo: Der Versicherungsvertreter Rolf, ein Spezialist des Unglücks, will einer mysteriösen Unfallserie auf den Grund gehen. An der Tankstelle erwarten ihn Beate und Jayne, zwei von der Autobahn gezeichnete Körper, deren Erinnerungen überfahren und zubetoniert wurden. Was haben die beiden Frauen zu verbergen, was hält sie an diesem Unort des Transits? „Wir sind doch alle Teil eines viel größren Unfalls“, meint Jayne. Bald entspinnt sich ein so undurchsichtiges wie durchtriebenes Spiel. Und der nächste Unfall kommt bestimmt …
Der Zwang zur Effizienz lässt Menschen zu Zahlen werden, die wir Tag für Tag über das Fernsehen, das Netz und die Presse konsumieren: eine Vielzahl an Unglücksopfern, die wir gleichwohl nicht fassen können. Das System hat keinen Platz für das Unfassbare; zum Beispiel für Menschen, die nicht erfassbar sind, weil sie keinen chronologischen Lebenslauf oder Formulare vorzuweisen haben, die demnach praktisch gar nicht existieren.
Mit „dosenfleisch“ entwirft der vielfach ausgezeichnete Grazer Autor Ferdinand Schmalz ein bizarr-komisches Endzeitszenario an der Raststation, wie ein Roadmovie für das Theater, für das Quentin Tarantino Pate gestanden haben könnte. Schmalz thematisiert mit sprachlicher Finesse und viel Witz die Flucht und Heimatlosigkeit, das Ankommen, die Suche nach dem vertrauten Ich im fremden Wir. Das Stück wurde bereits im Vorjahr bei den Berliner Autorentheatertagen vom Burgtheater uraufgeführt und ist nun für den Mülheimer Dramatikerpreis 2016 nominiert.
REGIE Jan Stephan Schmieding
DRAMATURGIE Jennifer Weiss
MUSIKALISCHE LEITUNG Pascal Goffin
BÜHNE UND KOSTÜME Susanne Leitner
BEATE Susanne Konstanze Weber
JAYNE Sarah Sophia Meyer
ROLF Nico Link
FERNFAHRER 1 Pascal Goffin
FERNFAHRER 2 Raphael Muff
Mehr zu „dosenfleisch“ am SCHAUSPIELHAUS GRAZ BLOG:
Recherche-Ausflug mit Ferdinand Schmalz, Pascal Goffin und Raphael Muff zur Raststätte in Gralla
Hintergrund zur Inszenierung
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„Es ist Schmiedings Verdienst, dass sich die Kunstsprache von Schmalz gut entwickeln kann, die musikalischen Zuspielungen der Fernfahrer (Pascal Goffin, Raphael Muff) sind erfreulich unpeinlich. Viele kleine Regiedetails verschaffen dem Text, der einen beziehungstechnischen Totalschaden suggeriert, zusätzliche Vitalität. Unweit des Schlachtfeldes auf dem Asphalt verunfallen Gespräche, Sicherheiten und Hoffnungen. So schön können Katastrophen sein.“ (Martin Behr, Salzburger Nachrichten, 14. Mai 2016)
„In Graz baut [Schmieding] aus dem Text […] eine Art Noir-Western zwischen Kühlregal und Kaffeebar. Hinter beigen Lamellenvorhängen und unter konsequent haut- und fleischfarben gekleideten Figuren (Bühne und Kostüme: Susanne Leitner) entspinnt sich da eine knisternd unbehagliche Dreiecksgeschichte. […] Schmieding lässt in den anderthalb Stunden bis zum Showdown gekonnt die Thrillerspannung wuchern und die Pointen sprühen. Lustvoll überzeichnend zieht das Ensemble mit und bringt den sprachmächtigen Text zum Glänzen. Gut so.“ (Ute Baumhackl, Kleine Zeitung, 14. Mai 2016)
„Der Grazer Autor Ferdinand Schmalz hat mit ‚dosenfleisch‘ einen meisterlichen, anspielungsreichen Text verfasst, dessen Ton vom Ensemble des Schauspielhaus punktgenau getroffen wird. Mit Lässigkeit und Hingabe stemmt man hier ein Road Movie. […] Ein sehr biederer […] Versicherungsmensch (von Nico Link bis ins Detail exzellent verkörpert) verfängt sich im Spinnennetz zweier Frauen. […] In einem wirkungsvollen, ganz simplen Bühnenbild (von Susanne Leitner) dürfen Sarah Sophia Meyer als Schauspielerin und Susanne Konstanze Weber als hantige Raststättenchenfin Verführungskünste zelebrieren und die Schlinge zuziehen. In Kostümen, die Alltagsgewand zwar vortäuschen, doch superkünstlich sind, finden die drei Protagonisten und die beiden Kommentatoren perfekt zum Sound des Textes, wobei Regisseur Jan Stephan Schmieding nicht verkrampft nach Originalität sucht, sondern eine dichte, durchwegs lässige Atmosphäre voller liebevoller Einzelheiten schafft. Die 80 Minuten in HAUS ZWEI werden einem da kurz – und jeder Theateraugenblick ist kostbar.“ (Martin Gasser, Kronen Zeitung, 14. Mai 2016)