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Der vom Schauspielhaus Graz produzierte Spielfilm „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ von Jan-Christoph Gockel war für den Wettbewerb um den Großen Diagonale-Preis in der Kategorie Spielfilm bei der Diagonale’20 nominiert.
Nach dem Diagonale-Preview am 27. August beim Styrian Open im Grazer Lesliehof kommt der Film bei der Viennale - Vienna International Film Festival 2020 im Rahmen eines Diagonale-Specials bei den „Austrian Days“ zur Uraufführung.
Für den Spielfilm, der auf der gleichnamigen Theaterproduktion des Schauspielhaus Graz – „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ – (ausgezeichnet mit dem Nestroy-Theaterpreis 2019) gründet, bewegten sich die Schauspielhaus-Ensemblemitglieder Julia Gräfner und Raphael Muff mit dem Produktionsteam um Regisseur Jan-Christoph Gockel in Burkina Faso auf den Spuren einer heutigen Revolution. Auf dieser Reise wurde im Austausch mit den Burkinabè recherchiert, interviewt, geprobt und gefilmt.
„Gemeinsam mit Regisseur Jan-Christoph Gockel beschäftigen wir uns in zwei aufeinanderfolgenden Jahren und zwei unterschiedlichen Theater-Inszenierungen – für eine davon recherchierten und probten Schauspieler*innen und Kolleg*innen des Schauspielhauses fast fünf Wochen lang in Burkina Faso – mit Stoffen rund um die Französische Revolution und mit dem Thema Kolonialismus – und bekommen dafür, jeweils ein Jahr hintereinander, den Nestroy-Theaterpreis. Darauf aufbauend dreht das Theater einen Spielfilm – und bekommt eine Einladung in den Wettbewerb der Diagonale. Das nennt man eine Erfolgsstory!“ Iris Laufenberg, Geschäftsführende Intendantin
„Ich freue mich sehr, meinen ersten Spielfilm im Wettbewerb der Diagonale uraufzuführen. In „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ prallen unterschiedliche globale Realitäten aufeinander: Theater und Film, Fiktion und Dokumentation, Puppenspiel und Reenactment treffen und vermischen sich. Im Zentrum der Geschichte steht eine Theatergruppe, die nach Burkina Faso aufbricht und sich in einer Revolution verliert. Diese habe ich 2014 selbst erlebt. Es ist der Versuch eines politischen Films – mit Humor.“ Jan-Christoph Gockel, Regisseur
„ ‚Julia Gräfner ist eine Naturgewalt‘ , könnte der Boulevard angesichts ihrer Präsenz in diesem Film titeln. Aber an dieser Formulierung ist was dran. Julia Gräfner als Julia Gräfner in der Meta-Film-/Theaterinszenierung „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ ist eine kaum fassbare Figur. Wie sie im vielleicht verschachteltsten Diagonale-Beitrag der letzten Jahre Theaterspiel, Filminszenierung und reale Revolution in Burkina Faso für sich beansprucht und vereinnahmt, muss gleichermaßen als schauspielerische Großtat sowie als verschmitzt-gewiefter Kommentar auf Kunstwelt und (Post-)Kolonialdiskurs gelesen werden. Das Team rund um Theaterregisseur Jan-Christoph Gockel hat mit seiner Mockumentary einen fiktiv-dokumentarischen Sonderling geschaffen, der mal eben lässig Puppen- und Bühnenspiel sowie Leben in Graz, Europa und Burkina Faso miteinander verschaltet. Dem Schauspielhaus Graz ist damit ein Coup gelungen: ein mit dem Nestroy ausgezeichnetes Theaterstück, das als Film funktioniert. Ein Film, der als Theaterstück funktioniert. Ein Film, der als Film funktioniert. Kurzum: ein irrwitziges, größenwahnsinniges, brillantes multimediales Labyrinth. Darüber wird noch mehrfach zu reden sein!“ Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Festivalleiter, Diagonale
Synopsis
Der Film handelt von der preisgekrönten Theaterregisseurin Julia Gräfner, die 2014 mit ihrem Grazer Schauspielensemble nach Burkina Faso reist, um dem europäischen Kulturbetrieb und ihrer eigenen künstlerischen Lähmung zu entkommen. Sie will „Dantons Tod“ inszenieren. In Ouagadougou angekommen, verwirft sie nach einem Straßentheaterauftritt das aus Europa importierte Konzept. Puppenbauer Michael Pietsch kämpft sich aus der Ensemblekrise mit einer neuen Idee: Er fertigt eine Marionette des 1987 ermordeten Präsidenten und Unabhängigkeitskämpfer Thomas Sankara an. Sein vermeintlicher Mörder ist Blaise Compaoré, der seit 27 Jahren das Land autokratisch regiert. Als Proteste auf den Straßen von Ouagadougou ausbrechen, wird aus Fiktion Realität: Julia sieht sich als Speerspitze der Demonstrationen gegen korrupte Eliten. Die geschlossenen Landesgrenzen – das Militär hat gegen die demokratische Revolution geputscht – verhindern die Flucht der anderen Ensemblemitglieder. Sie treffen in einem Showdown auf Julia – in der Rolle ihres Lebens.
Das Theaterprojekt
„Die Revolution frisst ihre Kinder!“ in der Regie von Jan-Christoph Gockel feierte am 23. November 2018 in HAUS EINS des Schauspielhaus Graz Uraufführung, wurde im Juni 2019 zu den Autorentheatertagen ins Deutsche Theater Berlin eingeladen und war darüber hinaus im Rahmen des africologneFESTIVAL, Festival der afrikanischen Künste in Köln und Kooperationspartner des Schauspielhaus Graz, am Schauspiel Köln zu sehen. Das Theaterprojekt gewann Sonntag, den 24. November, im Theater an der Wien den Nestroy-Theaterpreis für die „Beste Bundesländer-Aufführung“.
DIE REVOLUTION FRISST IHRE KINDER!
Eine Produktion des Schauspielhaus Graz | AT / Burkina Faso, 73 min, Spielfilm
Regie Jan-Christoph Gockel Kamera, Schnitt Eike Zuleeg Originalton Sanfo Halassane Set Julia Kurzweg Puppenbau Michael Pietsch Dramaturgie, Projektleitung Jennifer Weiss Kooperationspartner Gerhardt Haag Produktion Schauspielhaus Graz, Iris Laufenberg
Mit u. a. Julia Gräfner, Laurenz Leky, Raphael Muff, Michael Pietsch, Evamaria Salcher, Komi Mizrajim Togbonou