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DIE PRÄSIDENTINNEN
Werner Schwab
Inhalt
Sich aus der engen Wohnküche hinaus in ein schöneres Leben träumen: Erna, Grete und Mariedl sitzen wiedermal zusammen und plaudern über Familienprobleme, Gott und die Welt. Schnell geraten die beiden Älteren in einen handfesten Streit darüber, wer mehr aus seinem Leben gemacht hat, Erna oder Grete. Dabei liegen ihnen die ungeratenen, erwachsenen Kinder auf der Seele, die sich der mütterlichen Fürsorge entziehen. Die jüngere Mariedl hat diese Probleme nicht. Sie hat ihre Berufung zum Beruf gemacht und beweist gottesfürchtige Nächstenliebe, indem sie die verstopften Klosetts ihrer Mitmenschen reinigt – ohne Gummihandschuhe und mit der bloßen Hand!
Jetzt wollen die drei mal »den ganzen Lebensschmutz vergessen« und steigern sich beim gepflegten Achterl in ihre Glücksvisionen hinein: Ein Dorffest, auf dem sich Grete in einen feschen Musikanten verliebt, Erna endlich mit dem angehimmelten, tugendhaften Fleischhauer Wottila zusammenkommt und Mariedl dank ihrer speziellen Künste gleich als Retterin des ganzen Festes gefeiert wird. Doch als Mariedl die Rede auf die Kinder bringt, platzt die Phantasieblase …
Werner Schwab sah seine Stücke nicht in der Tradition des kritischen Volksstücks. Sprache diente ihm weniger zur Beschreibung einer sozialen Realität, sondern ist selbst Hauptthema: eine dialektal klingende Kunstsprache voller ungrammatischer und vor allem komischer Sprachspiele, die Figuren und deren Weltbild gleichermaßen formt und demontiert. Zwanzig Jahre nach dem Tod des Grazer Dramatikers Werner Schwab inszeniert die Schweizer Regisseurin Simone Blattner sein erstes Stück Die Präsidentinnen.
Pressestimmen
„Der Text leuchtet und vibriert vor Spannung wie je, die drei Darstellerinnen meistern den sprachlichen Furor virtuos. […] Lercher spricht so wohlgerundet, dass sie Mariedl eine noble Note verleiht. Bösartiger sind ihre Kontrahentinnen: die frömmelnde Erna, von Birgit Stöger wunderbar als leicht durchschaubare, aber nicht zu derbe Kleinstadtbürgerin angelegt. Und schließlich Steffi Krautz als Bissgurn Grete, eine vom Leben und der sogenannten Liebe geprügelte Existenz. Simone Blattners präzise Inszenierung verzichtet aufs breite Auswalzen eines Milieus, und konzentriert sich auf Schwabs Sprache.“
(Martin Gasser, Kronen Zeitung, Kultur, 5. Oktober 2014)
„Die Schweizer Regisseurin Simone Blattner bringt drei kauzige Wesen auf die Bühne, die allesamt den genialen Schwab’schen Sprechduktus verinnerlicht haben. Birgit Stöger ist eine wunderbar verhärmte Erna, die von einer Rom-Reise mit ihrem aus Polen stammenden Leberkäsbischof träumt. Steffi Krautz als Grete wäre auch eine resche Idealbesetzung für Bluesiges aus Kaisermühlen oder eine Kurzzeit-Bekanntschaft des von Helmut Qualtinger und Carl Merz erschaffenen Herrn Karl. Und Verena Lercher (Mariedl) steigt nach anfänglicher Nervosität in lichte Höhen empor, überwindet Verstopfungen aller Art mit manischer Grandezza. […] Begeisterung im Publikum, Werner Schwab wirkt. Auch 2014.“
(Martin Behr, Salzburger Nachrichten, Kultur, 6. Oktober 2014)
„Elf Jahre nach ihrer ersten "Regentschaft" kehrten Werner Schwabs "Präsidentinnen" mit enorm viel Spielwitz und Situationskomik triumphal in das Grazer Schauspielhaus zurück. […] Der einstige dämonische Spuk ist einer rabenschwarzen Komödie gewichen. Und so darf in der exzellenten Inszenierung von Simone Blattner Werner Schwabs Dreimäderlhaus auf der völlig schräg gestellten Bühne die Sprach- und Emotionssau herauslassen und die Bassena-Bleibe für kurze Zeit in einen Ort der Wunschträume verwandeln. […] Mit Steffi Krautz (Grete), Birgit Stöger (Erna) und Verena Lercher (Mariedl) ist ein höchst konträres, aber famos aufeinander abgestimmtes Trio am Werk, das, ganz im Sinne von Schwab, mit Wortwitz und Situationskomik brilliert, aber in all der wahren Misere auch dorthin geht, wo es richtig weh tut.“
(Werner Krause, Kleine Zeitung, Nachtkritik, 3. Oktober 2014)
„Werner Schwabs tragikomische Gossenposse "Die Präsidentinnen", die einstmals seinen kometenhaften Aufstieg markierte, mit dieser exemplarischen Inszenierung endgültig in den Status zeitloser Gültigkeit erhoben wurden. […] In der Regie von Simone Blattner beweist ein kongeniales Trio, wie intensiv einem das Schwabische in den Leib kann. Birgit Stöger (Erna) brilliert als stutenbissige Salondame aus dem Souterrain, Steffi Krautz (Grete) züchtet als enthemmte Spät-Erotikerin die Neurosen, Verena Lercher (Mariedl) belegt durch ihre skurrilen Abort-Philosophien, dass es mitunter gar nicht so schlecht ist, die geistige Gemengelage durch eine Brille zu sehen. [...] Ein berührendes Hysterienspiel, reich an Sprachwitz und Situationskomik, dessen Trost in seiner Trostlosigkeit liegt, aber auch in der Tatsache, dass hier, Chemie des Theaters, Essenzen feilgeboten werden, die bei allfälligen seelischen Verstopfungen Wunder wirken. Große Bühnenkunst, die nach Hineinbegebung ruft. Unbedingt sogar.“
(Werner Krause, Kleine Zeitung, Kultur, 5. Oktober 2014)
„Mit ihrer ersten Regiearbeit für das Grazer Schauspielhaus schuf sie eine eindringliche Inszenierung, die die von Schwab eingesetzte Kunstsprache voll zur Geltung kommen lässt. Die überzeugende Leistung der drei Darstellerinnen Birgit Stöger, Steffi Krautz und Verena Lercher wurde am Premierenabend vom Publikum mit langem Applaus bedacht. […] Die Machtlosigkeit gegenüber der Banalität des Bösen, wie sie in der Grazer Inszenierung zum Ausdruck kommt, nimmt einem auch heute noch den Atem.“
(Annemarie Happe, APA, 4. Oktober 2014)
„Es wird wieder Schwabisch gesprochen - flüssiges, schönstes Schwabisch […] Birgit Stöger, Steffi Krautz und Verena Lercher drücken ihren Figuren jeweils ihren ganz besonderen Stempel auf, ohne respektlos mit den Figuren und ihrer Sprache umzugehen. […] Da spielt sich keine in den Vordergrund auf der treffend als schräge Ebene angelegten Bühne von Thilo Reuther, auf der man jederzeit von Freundlichkeit in Rachegelüste, von Träumereien über die Jugend und die Liebe in die mörderischsten Tiefen menschlicher Gemeinheiten abrutschen kann.“
(cms, Der Standard, Kultur, 6. Oktober 2014)