/* * Template Name: Produktion Details */ ?>
Dennis Kelly
aus dem Englischen von John Birke
Sind wir zu weit gegangen? Wäre es angesichts eines zerstörten Planeten und seiner einander entfremdeten Bewohner*innen vielleicht besser, den gedankenlosen Fortschritt rückgängig zu machen und uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren – auf das Natürliche, auf direkte zwischenmenschliche Beziehungen statt künstlicher Intelligenz, genetischer Manipulation und Social Media?
Am Anfang von Dennis Kellys neuestem Stück „Der Weg zurück“ steht die Geburt eines Kindes, das durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde – ein moderner Schöpfungsmythos also. Nach Komplikationen bei der Entbindung bleibt ein verzweifelter Vater zurück, der sich vertrauensvoll in die Hände der Medizin gegeben hatte und bitter enttäuscht wurde. Er stellt sich diese Fragen und wird zum Gründer einer wissenschaftskritischen Bewegung, die unter dem Namen „Die Regression“ immer mehr Zulauf bekommt. Im uralten und gleichzeitig hochaktuellen Konflikt zwischen Aufklärung und Romantik, Rationalismus und Esoterik, Wissenschaft und Intuition beschreitet sie den radikalen Weg zurück. Universitäten werden gestürmt, Wissenschaftler entführt, Gen-Labore, Biotech-Firmen und Fernsehstudios in Brand gesetzt. Denn Fortschritt, Technologie und Wissenschaft haben die Menschheit an den Rand des Abgrunds geführt, politische und soziale Ungleichheit verstärkt und die Umwelt zerstört. Zugespitzt, aber auch beklemmend realistisch entwirft der britische Dramatiker ein radikales Gedankenexperiment und schildert über 100 Jahre hinweg fünf Stationen dieser Bewegung – jeweils am Beispiel einer Generation der Nachkommen ihres Gründervaters und so ist das Stück gleichzeitig auch eine Familien- und eine Liebesgeschichte in fünf Episoden.
Auf die Bühne gebracht wird der Text von András Dömötör, den bereits eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Graz verbindet.
REGIE András Dömötör
BÜHNE Géza Szöllősi
KOSTÜME Tanja Kramberger
MUSIK Tamás Matkó
DRAMATURGIE Franziska Betz
MIT Aleksandra Ćorović, Eva Mayer, Raphael Muff, Clemens Maria Riegler
Schauspielhaus Aktiv
THEATERPÄDAGOGIK Viola Novak
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
MITLERNEN
Warm-up
Nachbereitung
MITREDEN
ÖH-Stückgespräch im Oktober 2022
„Einigkeit dürfte […] über die Top-Leistungen von Aleksandra Corovic, Eva Mayer, Raphael Muff und Clemens Maria Riegler herrschen, die unter dem Regisseur Andräs Dömötör den borstigen Brocken des hochgelobten Londoner Autors mit irischen Wurzeln [Dennis Kelly] schrecklich gut meistern." (Kleine Zeitung, Elisabeth Willgruber-Spitz, 26.09.2022)
„In diese Richtung hat Regisseur András Dömötör in Graz lustvoll nachgeschärft. Unter anderem, indem er sein Konzept aufs Engste mit Géza Szöllősi, einem bildenden Künstler, abstimmte. Der versteht sich auf Modellbau. Wenn die Handelnden in erster und zweiter Generation das Paradies herbeisehnen, dann stellt er ein solches gleich hin, zwei Handspannen klein, drehbar, mit friedlichen Plastillin-Löwen und anderem Getier. […] Die zwei Damen und zwei Herren auf der Bühne (Kellys Textfläche ist in Graz auf vier Leute verteilt) erforschen mit der Handkamera diese Miniatur-Welt, treten mit ihr in Dialog. Das Bühnenbild, ein vages Modell einer chemischen Verbindung, dient als Projektionsfläche. Das gibt also reizvolle bildnerische Kommentare, Bestätigungen und Widersprüche. […] Das alles ist deftige Karikatur, will es auch sein. Trotzdem feine schauspielerische Leistungen. Man möchte mitweinen mit Clemens Maria Riegler, diesem leidenschaftlichen Vater und Ehemann, dessen Leben in einem Moment wie ausgelöscht ist. […] Nicht weniger emotional die finale Suada, mit der Aleksandra Ćorović den Spagat versucht zwischen verordneter Einfalt und Forschungsdrang. […] András Dömötör hakt gerne bei der Romantik und ihrer Natursehnsucht ein, und seine Botschaft ist die, dass wohl keine Ideologie in Reinform als Gemeinrezept für eine rundum perfekte Welt taugt. Entsprechend ironisch gezeichnet kommen uns die Figuren hier entgegen.“ (nachtkritik.de, Reinhard Kriechbaum, 26.09.2022 / drehpunktkultur.at, Reinhard Kriechbaum, 28.09.2022)