Der Kirschgarten

Komödie in vier Akten von Anton Tschechow

Inhalt

Früher war alles besser. Diesen Satz hört man wieder öfter. Und gerade heute, an­gesichts der ungewissen Zukunft Europas in einer sich immer schneller wandeln­den Welt, wird die Sehnsucht nach Rückbesinnung auf alte Werte und Traditionen zusehends stärker. Denn Veränderung macht Angst. Hingegen vermittelt die Ver­gangenheit – zumindest retrospektiv betrachtet – ein Gefühl von Sicherheit, an dem man nur allzu gerne festhalten möchte, selbst wenn die Zeit sie längst überholt hat.

Um die Folgen des Nicht-Loslassen-Wollens bzw. Sich-der-Zukunft-Ver­weigerns geht es auch in Tschechows letztem Bühnenwerk „Der Kirsch­garten“. Eine aus altem Adel stammende Familie steht vor dem Bank­rott, die Gutsherrin Ranjewskaja muss sich der Zwangsversteigerung ihres Besitzes stellen. Der Unternehmer Lopachin rät ihr, den mittler­weile unprofitablen – wenn auch wunderschönen – Kirschgarten abzu­holzen, das Herrenhaus abzureißen und das Grundstück, aufgeteilt in Parzellen, gewinnbringend an Sommergäste zu vermieten. Damit könnte der Ruin abgewendet werden. Doch die Familie will sich nicht von ihrem Kirschgarten tren­nen. Die wirtschaftlich bedrohliche Situation wird so gut wie möglich ignoriert, noch einmal wird getanzt. Doch während die Familie ein rauschendes Fest feiert, ersteigert Lopachin das Gut. Die Familie zieht in unterschiedliche Richtungen da­von, während man schon die Axthiebe hört, mit denen der Kirschgarten abgeholzt wird.

Der Kirschgarten als Symbol todgeweihter Schönheit, des Absterbens der alten Zeit: Mit heiterer Ironie beschreibt Tschechow eine Gesellschaft im Übergang, in dem das Altvertraute sich verflüssigt und die Umrisse einer neuen Welt sichtbar wer­den. Der ungarische Regisseur András Dömötör, der bereits bei Ferdinand Schmalz’ „der thermale widerstand“ wie zuletzt auch bei Joseph Roths „Hiob“ sein Talent für die Kombination von Komik und Tragik unter Beweis gestellt hat, wird mit dem „Kirschgarten“ eines seiner Lieblingsstücke inszenieren, in dem er ein Symbol für unser heutiges Europa und seine Entwicklungen erkennt.

REGIE András Dömötör
BÜHNE & KOSTÜME Sigi Colpe
MUSIK Tamás Matkó
DRAMATURGIE Karla Mäder
LICHT Viktor Fellegi
THEATERPÄDAGOGIK Viola Novak

LJUBOW ANDREJEWNA RANEWSKAJA, GUTSHERRIN Evamaria Salcher
ANJA, IHRE TOCHTER Tamara Semzov
WARJA, IHRE STIEFTOCHTER Susanne Konstanze Weber
LEONID ANDREJEWITSCH GAJEW, IHR BRUDER Jörg Thieme
JERMOLAJ ALEXEJEWITSCH LOPACHIN, KAUFMANN Nico Link
PJOTR SERGEJEWITSCH TROFIMOW , STUDENT Pascal Goffin
BORIS BORISSOWITSCH SIMEONOW PISCHTISCHIK, GUTSHERR Gerhard Balluch
SEMJON PANTELEJEWITSCH JEPICHODROW, BUCHHALTER Mathias Lodd
DUNJASCHA, ZIMMERMÄDCHEN Anna Szandtner
FIRS, LAKAI Franz Solar
JASCHA, JUNGER LAKAI Raphael Muff
KINDERSTATISTERIE 10 Burschen

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Pressestimmen

„Der ungarische Regisseur András Dömötör inszeniert den Klassiker am Schauspielhaus Graz in starken Bildern. [...] Der von Sigi Colpe kreierte Bühnenraum erlaubt starke und wirkungsmächtige Bilder, und auch ihre Kostüme spiegeln den im Stück thematisierten Übergang von der samtenen Dekadenz der Ranjewskajas zur nüchternen-berechnenden Polyester-Welt Lopachins. [...]“ (Kronen Zeitung, Christoph Hartner, 10.02.2019)

„Gerhard Balluch als schnorrender Gutsherr und Anna Szandtner als schmachtendes Zimmermädchen setzten die Pointen genau. [...] Gelungen ist Franz Solar das Kabinettstück des greisen Diener Firs, Repräsentation der angeblich guten alten Zeit.“ (Die Presse, Norbert Mayer, 11.02.2019)

„Das Bühnenbild in Graz [...] ist fulminant. [...] Gerhard Balluch als Nachbar in Nöten macht klar, dass Nebenrollen unabdingbar dazugehören. Und Franz Solar begeistert mit seinem Mimenspiel als Firs.“ (Kurier, Thomas Trenkler, 21.02.2019)

ORT & DAUER
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Hofgasse 11, A - 8010 Graz
Dauer: ca. 2 Stunden, keine Pause
PREMIERE
08. Februar 2019, HAUS EINS
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Diese Bürger*innenbühne betrachtet die Großfamilie der Zukunft. Zu sehen: Expert*innen des Alltags unterschiedlichster Generationen mit ihren eigenen Erfahrungen des Zusammenlebens.

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