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(Straße? Stadt? Nicht mit mir!)
Elfriede Jelinek
Begleitend zu den Vorstellungen sind Werke aus Marko Zinks Zyklus „In der Maschine“ im Schauspielhaus Graz zu erleben: Eine Videoarbeit ist zu den Vorstellungen im Schaufenster der Café-Bar haus 4 zum Freiheitsplatz sowie im Hof auf der Burgseite des Schauspielhauses und Fotoarbeiten des Künstlers im Foyer im 1. Rang zu sehen.
Ihr sei nach einer Komödie, soll Elfriede Jelinek verkündet haben, ehe sie mit der Arbeit an diesem Stück begann. Und in der Tat ist der Text voll komischer Pointen und doppelbödigem Sprachwitz – und zugleich (wie könnte es anders sein) immer ganz nah am Abgründigen und Existenziellen.
Bild- und sprachgewaltig knöpft sich Jelinek das Thema Mode vor, das erklärtermaßen zu ihren eigenen Leidenschaften zählt: „Von wenig Dingen verstehe ich so viel wie von Kleidern“, behauptete sie einmal von sich selbst. Ihr fulminanter Streifzug durch die Welt der Mode erzählt von schönen Oberflächen und hässlichen Kehrseiten, vom Verhüllen und Enthüllen, von Sein und Schein, Vanitas und Vogue, Armut und Armani; vom lukrativen Geschäft mit der Sehnsucht danach, zu werden wie die Vorbilder, die uns von Werbeflächen und aus Leuchtkästen entgegenstrahlen; von der Unerbittlichkeit des Älterwerdens und dem verzweifelten Anrennen gegen den Tod, der sich auch von ständigen Kostümwechseln nicht täuschen lässt.
Und nicht zuletzt geht es in „Das Licht im Kasten“ um die Kosten unserer Kaufentscheidungen und eine immer schnelllebigere Modeindustrie, um Fast Fashion, Umweltzerstörung und die wahren „Fashion Victims“: jene ausgebeuteten und vernichteten Menschenleben, die stillschweigend in Kauf genommen werden, damit „ein Produkt, das gesät, angebaut, geerntet, gekämmt, gesponnen, gestrickt, geschnitten und genäht, veredelt, bedruckt, etikettiert, verpackt und transportiert werden muss, ein paar Euro kosten kann“, wie die niederländische Trendforscherin Lidewij Edelkoort meint.
Das Stück wird inszeniert von Franz-Xaver Mayr, dessen „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard weiterhin im Programm zu sehen ist.
Altersempfehlung: ab 16
REGIE Franz-Xaver Mayr
BÜHNE & KOSTÜME Korbinian Schmidt
KOMPOSITION & SOUNDDESIGN Matija Schellander
LICHTDESIGN Thomas Trummer
VIDEODESIGN Conny Zenk
DRAMATURGIE Daniel Grünauer
THEATERPÄDAGOGIK Julia Gratzer
MIT Johanna Sophia Baader, Henriette Blumenau, Oliver Chomik, Beatrix Doderer, Maximiliane Haß, Florian Köhler, Sarah Sophia Meyer, Raphael Muff, Clemens Maria Riegler, Evamaria Salcher, Lukas Walcher
„Ein Fest für Elfriede Jelinek: ‚Das Licht im Kasten‘ strahlt. […] Franz-Xaver Mayr [Regie], Korbinian Schmidt (Bühne, Kostüme) und ein tolles Ensemble haben diese Jelinekiade mustergültig zum Glänzen gebracht in einer zwei Stunden langen, pausenlosen Aufführung. In Graz muss man gewesen sein, um eine zeitgemäße Interpretation dieser Dichterin zu erfahren, die hier nicht zeitgeistig ist, sondern klassisch schlicht. […] Diese rasch aufeinander folgenden, meist rasant vorgetragenen Monologe (das Zwiegespräch ist eher Zufall) bewältigt das zehnköpfige Ensemble auf individuelle Art. Keine Schwachpunkte. Jeder und jede ist nicht nur verständlich, sondern es gelingt auch, den Sinn dieser an Zitaten reichen Textur zu entflechten.“ (Die Presse am Sonntag / diepresse.com, Norbert Mayer, 02./03.10.2021)
„Schöner Schwung und feine Sprechdisziplin […]. [Franz-Xaver] Mayr packt das in Monologe, lässt sein bestens disponierte Schauspielerinnen- und Schauspielerriege das Publikum von der Rampe adressieren und vermeidet dabei die Bebilderung ihrer Schilderungen. Vielmehr schafft er gemeinsam mit Bühnen- und Kostümbildner Korbinian Schmidt einen Assoziationsraum, der von der Antike bis in die Gegenwart reicht […]. Großartig, mit wie viel Sprechdisziplin, Rhythmusgefühl, Pointensicherheit die zehn Darsteller einen Text zum Leuchten bringen, der in ein recht unbehagliches Spiegelkabinett der Mode führt.“ (kleinezeitung.at Nachtkritik, Ute Baumhackl, 02.10.2021)
„Regisseur Franz-Xaver Mayr und ein zehnköpfiges Ensemble verlassen sich bei Elfriede Jelineks ‚Das Licht im Kasten‘ ganz auf die Stärken des Texts. Mit enormem Effekt. […] in einen Assoziationsstrom verwoben, in dessen rasanter, düsterer Drift die Kalauer und Pointen nur so glitzern. Nicht oft gibt es bei Jelinek so viel zu lachen. […] Hauptsächlich deklamieren die Darstellerinnen und Darsteller Monologe von der Rampe, und sie tun das mit soviel Sprechdisziplin und mit derart grandiosem Rhythmusgefühl, dass es ihnen gelingt, buchstäblich die Verhältnisse in Worte zu kleiden, die Jelineks Text so drängend beschreibt. […] Rauschender Applaus für diese hinreißende, dynamische Ensembleleistung.“ (Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 03.10.2021)
„Wie immer sind Jelineks ‚Theatertextflächen‘ auch dieses: ein ideales Trampolin, um die Gedanken zum Fliegen zu bringen. Ein Hoch den Schauspielerinnen für ihr hochvirtuoses Artikulieren!“ (Der Standard / derstandard.at, Ronald Pohl, 03.10.2021)
„Regisseur [Franz-Xaver] Mayr [setzt] im stofflastigen Bühnenbild von Korbinian Schmidt (von ihm stammen auch die zitatreichen Kostüme) eine Kette an Assoziationen frei. Manches erschließt sich gleich, anderes bleibt geheimnisvoll – schön anzuschauen ist es allemal und manchmal eben auch lustig. […] Doch hinter jedem kleinen Schmäh liegt ein tiefer Abgrund verborgen. Tolle Ensemble-Leistung. Das Textmonument wird auf das zehnköpfige Ensemble verteilt, wobei einmal mehr Florian Köhler in Sachen Modulation und Verständlichkeit die Latte hoch legt. Eindrucksvolle Leistungen liefern aber auch Clemens Maria Riegler, Henriette Blumenau, Oliver Chomik, Beatrix Doderer, Raphael Muff, Evamaria Salcher, Sarah Sophia Meyer, Lukas Walcher und die stimmgewaltige Johanna Sophia Baader ab.“ (Kronen Zeitung / krone.at, Michaela Reichart, 03.10.2021)
„Dennoch nimmt diese Jelinek-Inszenierung endlich wieder einmal die spezifische Sprache der Nobelpreisträgerin ernst. Hier bricht die Textflut kaskadenartig und nahezu ungezügelt über die Zuschauer herein, in Bahnen gelenkt nur durch strengen Rhythmus und Herausarbeiten von Pointen, Kalauern und Assoziationen. Das zehnköpfige Ensemble beeindruckt in Sprechtempo und Textverständnis. Hier weiß jeder, was er spricht. […] Das alles […] erzeugt immer wieder eine Magie, die darauf verweist, dass Mode niemals nur Bekleidung ist, sondern immer auch Allegorie.“ (APA, Wolfgang Huber-Lang, 02.10.2021)
„Denn die Balance innerhalb der Produktion bleibt brillant gewahrt: zwischen elegantem Slapstick und antikischem Gehabe, zwischen Tempo und Ruhe, zwischen konkreten – wirtschaftlichen oder psychologischen – Aspekten und den philosophischen oder gesellschaftstheoretischen Hintergründen. […] Gesprochen wird von allen Ensemblemitgliedern virtuos, textverständlich auch im rasanten Sprechtempo oder im Dauerlauf […]. Ausstatter Korbinian Schmidt schafft mit zunächst schwarzem, dann weißem Bühnenhintergrund eine ideale Projektionsfläche für die abstrakten Videos von Conny Zenk und für die geradezu ikonografischen Kostüme zwischen Reifrock, Klimt- und Marmor-Look. […] Spannend. Brillant.“ (drehpunktkultur.at, Heidemarie Klabacher, 05.10.2021)