Community

Inhalt
Graz im Jahr 2018. Nachdem die Krise schlagartig zurückgekehrt ist, herrschen Zustände wie nach der ersten Krise in Griechenland: Spardiktate, Verarmung und Entsolidarisierung der Gesellschaft. Das Schauspielhaus Graz wurde aus Kostengründen geschlossen.
Doch ehemalige Ensemblemitglieder haben in einer geheimen Aktion das Haus besetzt und nutzen die Apokalypse zum Erkenntnisgewinn. Lässt sich eine Kultur entwickeln, die auf Verbindung und Verbindlichkeiten beruht statt auf Optimierung des Eigennutzes?
Alle Konzepte bisherigen Lebens, Liebens, Arbeitens und Wirtschaftens werden radikal überprüft, die Theater- und die eigene Lebensgeschichte auf ihre emanzipatorischen Momente hin untersucht. Und das nicht etwa abstrakt, sondern innerhalb der Kommune, als welche die SchauspielerInnen nunmehr zusammenleben. Da werden politische Ideen aus der eigenen Spielerfahrung filtriert und persönliche Konflikte mittels Theaterfachwissen gelöst.
Nun öffnen die BesetzerInnen das Schauspielhaus wieder dem Publikum und laden ein: zum Kennenlernen der Kommune, zur Teilhabe an der Veränderung, zur Einweihung von Occupy Schauspielhaus.

Yael Ronen, die sich bisher in Hakoah Wien und Niemandsland mit persönlichen Geschichten vor historischen und zeitgenössischen politischen Konflikten beschäftigt hat, wirft einen Blick in eine düstere Zukunft. Wie bei ihren bisherigen Arbeiten entwickelte sie den Text wieder gemeinsam mit den SchauspielerInnen – und auch diesmal scheint Humor das Mittel der Wahl, den kleinen und großen Schwierigkeiten zu begegnen.

Mehr zu COMMUNITY im SCHAUSPIELHAU GRAZ BLOG:
Pressestimmen
„Knapp, kurz, bündig – und durchtrieben. Mit Community liefert Yael Ronen im Grazer Schauspielhaus ein bizarres Endspiel, ein Theater im Theater, vital, düster, visionär. Es herrscht Ausnahmezustand. […] So der Beginn eines herrlich verstörenden, anarchistischen Aktionstheaters, bei dem schon auch Christoph Schlingensief von irgendwo da oben grüßen lässt. […] Knappe 75 Minuten nur dauert die Expedition in eine schöne neue Scheinwelt, mit großem Beifall bedacht, aber sie hat Nachhaltigkeit. Weil Birgit Stöger, Katharina Klar, Jan Thümer, Kaspar Locher, Sebastian Klein und Michael Ronen, dieser begnadete Charismatiker, nicht nur in eine mögliche, schaurige Welt von morgen führen, sondern auch in eine Theaterform, die die Gegenwart dringend braucht.“ (Werner Krause, Kleine Zeitung, 22. Dezember 2014)

„Was immer Yael Ronen und ihr Team anpacken, es verwandelt sich in Gold. Auch die jüngste Produktion Community bringt wieder […] einen blitzgescheiten, witzigen und kritischen Mix aus Fiktion und Realität. […] Zwischendurch erinnert einen die Truppe aber eindrucksvoll daran, dass das alles kein Spaß ist, in nicht allzuferner Zukunft durchaus Realität sein könnte – und dann bleibt einem das Lachen im Hals stecken. […] Es ist ganz einfach die leichtfüßige Mischung aus Witz und Tragik, aus ernsten Themen und Ironie, die diesen Abend so mitreißend macht. Yael Ronen hat ein perfektes Gespür für ihre Schauspieler und ihr Publikum. Hier schafft sie es, beide Parteien zu Verbündeten im Kampf um die Kunst zu machen. Und das ist nicht das schlechteste Gefühl, das man beim Verlassen eine Theaters haben kann. Unbedingt anschauen!“ (Michaela Reichart, Kronen Zeitung, Steirerkrone, 22. Dezember 2014)

„Man stelle sich vor, es ist Premiere – und das Schauspielhaus Graz wird besetzt. […] Dieses Metaspiel zum Spiel hat die israelische Regisseurin Yael Ronen (*1976) in ihrem gemeinsam mit dem Ensemble erarbeiteten Stück Community leichtgängig umgesetzt und damit in Graz seit 2012 einen dritten Erfolg in Serie erzielt. Am Samstag gab es die ausgiebig bejubelte Uraufführung.“ (Norbert Mayer, Die Presse, 22. Dezember 2014)

„Der künstlerische Erfolg dieser Mischung aus Stück, Workshop und Happening, die bei der gestrigen Uraufführung das Publikum gleichermaßen faszinierte wie überrumpelte, beruht darauf, dass hier niemand so tut, als wüsste er, wie’s geht, und dass sich keiner besser macht, als er ist. […] Community ist intelligent und selbstironisch zugleich. Es spielt mit den Möglichkeiten und Wirkungen des Theaters, macht sich Gedanken über seine Entstehungsbedingungen und setzt sich in Bezug zu seiner Umgebung. Der bloß 75-minütige Abend beginnt fast Schlingensief-mäßig. Das sechsköpfige Ensemble holt die Zuschauer mit Megafonen aus dem Foyer ab und lädt zum Solidaritäts-Besuch bei den Besetzern ein. […] Und am Ende herrscht sowieso Ausnahmezustand. Da kündigt sich der Sturmangriff der Polizei an, da scheitern die letzten Verhandlungen in grotesk-komischer Weise, da beginnt Tränengas einzuströmen und senkt sich der Eiserne Vorhang. Der Vorhang zu und alle Fragen offen. Gut so. Starker, anerkennender Applaus für eine aufregende Produktion, mit der sich Theater in seiner Selbstbefragung selbstbewusst als zeitgenössisches Medium behauptet.“ (Wolfgang Huber-Lang, APA, 21. Dezember 2014)

„Was ist uns das Theater wert? Sind wir bereit, es uns auch unter schwierigen Umständen zu leisten? Und was kann das Theater selbst leisten in schwieriger werdenden Zeiten, was ist es überhaupt wert? Das sind zentrale Fragen in diesem Stück, das Yael Ronen gemeinsam mit dem Ensemble erarbeitet hat, und mit denen sich die Zuschauer nun in Frontalansprache der Darsteller konfrontiert sehen. Verbunden damit ist ein doppeltes Plädoyer: zum einen für den Erhalt des Theaters als Schutzraum für das Denken, der einerseits geschützt werden muss vor realen Eingriffen, ja Würgegriffen, die ihm Luft und Leben nehmen; zum anderen für eine Offenheit des Theaters dieser Realität gegenüber, die es einlassen muss in sein Denken, weil ein Theater, das sich im Elfenbeintuem verschanzt, nichts wert ist.“ (Christoph Leibold, www.deutschlandradiokultur.de, 20. Dezember 2014)

„In Community  wird das Theater zum Gedankenlabor der Schauspieler, die nach ihrer Rolle suchen – auf der Bühne, in der Welt, in der Krise. […]Ronen hat nicht nur eine Botschaft. Und wie schon in ihren letzten Arbeiten sind manche davon in der flott gestrickten Revolutionsrevue kaum auszumachen. Aber es ist eine große Qualität ihrer Regie, dass sie auf höchstem Reflexionsniveau unterhaltsam bleibt.“
(Hermann Götz, Falter, 26. Dezember 2014)
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