Trailer

Michael Mar­ti­nel­li 
Daniel Bäck / Vi­deo­pro­duk­ti­on www.​backlight.​at

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Michael Mar­ti­nel­li 
Daniel Bäck / Vi­deo­pro­duk­ti­on www.​backlight.​at

Der letzte Mensch

nach dem Roman von Mary Shelley
Deutsch von Irina Philippi

Inhalt

Mary Shelley, Autorin des „Fran­ken­stein“, war mehr als ein One-Hit-Won­der, das im Alter von 18 Jahren das Monster erfand, das ins kul­tu­rel­le Ge­dächt­nis ein­ge­wan­dert ist. Mary Shelley war eine hoch­in­tel­li­gen­te, höchst modern denkende und un­kon­ven­tio­nell lebende Frau. Ihre Le­bens­ge­schich­te und ihr Werk – sie gilt als Er­fin­de­rin der Science Fiction – lassen das frühe 19. Jahr­hun­dert in ganz anderem Licht er­schei­nen, als es z.B. die Romane ihrer Zeit­ge­nos­sin­nen wie die Brontë-Schwes­tern oder George Eliot sug­ge­rie­ren. Und ihr zwischen 1824 und 1826 ge­schrie­be­ner und nach 200 Jahren im Februar 2021 erstmals auf Deutsch er­schie­ne­ner Roman „Der letzte Mensch“ ist ein ver­nach­läs­sig­tes Dokument der Welt­li­te­ra­tur. Hier dis­ku­tie­ren Frauen beim Frühstück mit ihren Männern und Freunden über die po­li­ti­schen Er­eig­nis­se der Zeit, sind in­ter­es­siert an den neuesten wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen und bestehen darauf, zu lieben, wen und wie sie wollen und zu denken und zu schreiben, was sie wollen.

Das Leben der Autorin war so aufregend (und dra­ma­tisch, ja tragisch) wie ihre li­te­ra­ri­schen Helden: Auf­ge­wach­sen in einer Patch­work­fa­mi­lie, war sie die Tochter einer radikalen Fe­mi­nis­tin und eines An­ar­chis­ten. Mit 16 türmte sie von zu Hause mit dem ro­man­ti­schen Dichter Percy Shelley (Atheist, Ve­ge­ta­ri­er und Anhänger der freien Liebe), der trotz viel emo­tio­na­len Unglücks ihre große Liebe blieb. Die Reisen des pro­mi­nen­ten Paares durch ganz Europa, ihr bohèmeartiges Leben mit wenig Geld und vielen Affären wurden von der Klatsch­pres­se der Zeit in­ter­es­siert verfolgt – es gab zur Be­richt­er­stat­tung Anlass.

Als Dichterin der Romantik hatte die auch als „queen of goth“ apo­stro­phier­te Autorin ein inniges Ver­hält­nis zum Tod. Und dies nicht nur theo­re­tisch oder äs­the­tisch. Auf der Hälfte ihres Lebens, mit 26 Jahren, stand sie mut­ter­see­len­al­lein, bettelarm und verlassen von allen in Italien. Ihre Mutter war bereits bei ihrer Geburt gestorben, ihr Ehemann im Meer ertrunken, ihre Kinder (bis auf eines) im Klein­kind­al­ter gestorben, ihr bester Freund im Krieg geblieben, ihre Halb­schwes­ter durch Suizid aus dem Leben ge­schie­den usw. usf. Was liegt da näher, als einen Roman zu schreiben, der die bodenlose, eigene Ein­sam­keit the­ma­ti­siert? Als grausame, aber nicht un­em­pa­thi­sche Schöp­fer­göt­tin löscht Mary Shelley auf 544 Seiten die gesamte Mensch­heit aus und por­trä­tiert sich selbst in der Rolle des einzigen Über­le­ben­den einer welt­um­span­nen­den Seuche, die in der Zukunft statt­fin­det.

Der Roman mit seinem pan­de­mi­schen Geschehen spielt in den Jahren 2073 bis 2089. In der In­sze­nie­rung sind „Der letzte Mensch“ und das Schicksal von Mary Shelley selber Aus­gangs­punkt für eine Reflexion über Ein­sam­keit und Düsternis, Tod und Freiheit, die Mehr­wert­pro­duk­ti­on und die Un­ter­hal­tungs­in­dus­trie Stadt­thea­ter. Der Thea­ter­abend nimmt seinen Aus­gangs­punkt aus dem Gedanken, dass die Bühne des Schau­spiel­haus Graz ein einziges Mas­sen­grab ist, aus dem die Untoten all­abend­lich wie­der­auf­er­ste­hen, um sich das Denken einer radikalen Freiheit zu erobern. Er endet an der Grenze unseres Son­nen­sys­tems auf der Suche nach einer neuen Heimat, nachdem der Mensch im An­thro­po­zän die Erde hat un­be­wohn­bar werden lassen. All dies in der trotz des düsteren Themas hu­mor­vol­len, spiel­freu­di­gen, dis­kurs­mäch­ti­gen und bild­ge­wal­ti­gen In­sze­nie­rung von Alexander Eisenach, der in Graz auf die Adaption von wort­ge­wal­ti­gen Romanen („Fre­quen­zen“ von Clemens J. Setz, „Der Zau­ber­berg“ von Thomas Mann, „Vernon Subutex“ von Virginie Despentes) spe­zia­li­siert ist und der wieder einmal in­sze­na­to­risch alle Register zieht, die das Theater so bietet.

REGIE Alexander Eisenach
BÜHNE Daniel Wollenzin
VIDEO Oliver Rossol
KOSTÜME Claudia Irro
MUSIK Benedikt Brachtel
LICHT Thomas Trummer
DRA­MA­TUR­GIE Karla Mäder

MIT Lisa Birke Balzer, Henriette Blumenau, Fredrik Jan Hofmann, Florian Köhler, Mathias Lodd, Alexej Lochmann, Raphael Muff, Clemens Maria Riegler
LIVE-KA­ME­RA Timo Neubauer

SCHAU­SPIEL­HAUS AKTIV
Thea­ter­päd­ago­gik
Timo Staaks

Al­ter­s­emp­feh­lung: ab 16

Pres­se­stim­men

„So geht Anfangen. Mit "Der letzte Mensch" nach dem Roman von Mary Shelley schnüren Regisseur Alexander Eisenach und ein spek­ta­ku­lär auf­spie­len­des Ensemble am Grazer Schau­spiel­haus zum Sai­son­auf­takt die ganz große Packung Spielwitz auf. Die Be­ar­bei­tung des Romans […] setzt das richtige Statement in die hof­fent­lich post­pan­de­mi­sche Land­schaft: jetzt aber wieder Kultur und mit Karacho! […] Man sieht eine Zom­bie­a­po­ka­lyp­se. Fran­ken­steins Monster beim Con­sul­ter­ge­fa­sel über Ab­schrei­be­mo­del­le. Einen spre­chen­den Schle­im­pilz. Einen Be­sich­ti­gungs­rund­gang auf dem Neptun. Das alles ist mit enormem Schwung in­sze­niert, mit Live-Vi­deo, Stim­mungs­mu­sik, Nebel und Ker­zen­schein. Eisenach macht enorme As­so­zia­ti­ons­räu­me auf, in denen sich die apo­ka­lyp­ti­schen Ent­wick­lun­gen unserer Tage spiegeln, fügt Gothic an Welt­raum­oper, Melodram an Schmie­ren­ko­mö­die; […] wer sich diesem dra­ma­ti­schen Fun­ken­schlag aus­lie­fert, erlebt ein fan­tas­tisch auf­gei­gen­des Ensemble, allen voran eine ent­fes­sel­te Henriette Blumenau als Mary Shelley, der Kaliber wie Florian Köhler, Mathias Lodd, Fredrik Jan Hofmann kongenial Zuspielen.“ (Kleine Zeitung, Ute Baumhackl, 18.09.2021)

„Der auf Ro­ma­n­ad­ap­tio­nen spe­zia­li­sier­te deutsche Regisseur [Alexander Eisenach] […] baut aus Shelleys Roman eine rasante Ach­ter­bahn­fahrt durch Li­te­ra­tur- und Wis­sen­schafts­ge­schich­te, Schau­er­ro­man­tik und Science Fiction. Das dauert gut zwei­ein­halb Stunden und ist fan­tas­tisch un­ter­halt­sam. […] Das alles ist mit enormem Schwung und unter Auf­bie­tung des ganz großen Thea­ter­zir­kus in­sze­niert, mit Live-Vi­deo, Stim­mungs­mu­sik, Nebel, Fun­ken­schlag und Ker­zen­schein. […] ein fan­tas­ti­scher Bil­der­rei­gen, in dem sich ein bestens auf­ge­leg­tes Ensemble nach Her­zens­lust austoben konnte. […] Genau das hat es jetzt gebraucht.“ (klei­ne­zei­tung.at, Nacht­kri­tik, Ute Baumhackl, 17.09.2021)

„Ori­gi­nel­le Flucht vor der Seuche ins All. […] Die Dar­stel­le­rin­nen und Dar­stel­ler versuchen un­er­müd­lich und er­folg­reich, den be­trach­ten­den Texten Leben ein­zu­hau­chen. Ein schönes Trio sind dabei Henriette Blumenau, Mathias Lodd und Florian Köhler als Mary und Percy Shelley und Lord Byron. Lisa Birke Balzer, Fredrik Jan Hofmann, Alexej Lochmann, Raphael Muff und Clemens Maria Riegler agieren in un­ter­schied­li­chen Rollen und sind trotz aller Gleich­för­mig­keit als In­di­vi­du­en erkennbar.“ (APA, Karin Ze­het­leit­ner, 17.09.2021)

„Regisseur Alexander Eisenach bringt sie [Anm.: die Themen des Stückes] in seiner kra­chen­den Version auf die Bühne des Grazer Schau­spiel­hau­ses. Und selten war eine Dystopie so un­ter­halt­sam, so prall an Leben wie diese Tour de Force. […] Regisseur Alexander Eisenach, ver­sier­ter Umwandler von Romanen für die Bühne ("Fre­quen­zen", "Zau­ber­berg", "Vernon Subutex"), kann also aus dem Vollen schöpfen. Und das tut er, fügt diesem prallen Konvolut noch einiges hinzu und erschafft so ein schau­er­li­ches Sci­ence-Fic­tion-Spek­ta­kel, in dem es blitzt und kracht und in dem mit Verve gestorben wird. Er nutzt ge­nuss­voll jede Mög­lich­keit, den vollen Zauber des Theaters vor­zu­füh­ren und ihn in der Bühne von Daniel Wollenzin, mit Oliver Rossols Video und Claudia Irros Kostümen auf die heutige Vielfalt der Er­zähl­mög­lich­kei­ten ab­zu­klop­fen. Was für ein Vergnügen! Für die Schau­spie­ler ist dieser Abend ein ge­fun­de­nes Fressen. Hier können sie alles geben und tun das auch mit Lei­den­schaft. Allen voran die um­wer­fen­de Henriette Blumenau als Mary Shelley. Ihr zur Seite Mathias Lodd als Percy Bysshe Shelley und Florian Köhler als Lord Byron. Aber auch Alexej Lochmann, Clemens Maria Riegler, Fredrik Jan Hofmann, Lisa Birke Balzer und Raphael Muff gefallen in dieser fast drei­stün­di­gen Thea­ter-Tour de Force. Ein pan­de­mi­scher Be­frei­ungs­schlag, der ziemlich viel Spaß macht!“ (Kronen Zeitung/krone.​at, Michaela Reichart, 18.09.2021)

„Ein apo­ka­lyp­tisch, sur­rea­lis­ti­sches Durch­ein­an­der der Son­der­klas­se. […] Mary Shelley (grandios hys­te­risch: Henriette Blumenau), Lord Byron (ein dra­ma­tisch la­men­tie­ren­der Florian Köhler) und Percy Shelley (Mathias Lodd) stolpern durch eine Apo­ka­lyp­se, die sich wahrlich sehen lassen kann. […] Doch un­ge­zü­gel­tes Chaos ist nicht das einzige Ziel des Abends: Hinter der dys­to­pi­schen In­sze­nie­rung steckt auch jede Menge Kritik. […] Noch selten hat wohl ein Stück eine Bühne so schön in ein Mas­sen­grab ver­wan­delt.“ (mein­be­zirk.at, Ludmilla Reisinger, 17.09.2021)

„Mit Ernst­haf­tig­keit und Witz zugleich werden nicht nur Mary Shelleys Leben, sondern auch Themen wie die Liebe, der Tod, Verlust, das Aus­ster­ben der Mensch­heit sowie die Reise in andere Di­men­sio­nen the­ma­ti­siert. […] Durch eine ge­schick­te In­sze­nie­rung mit Video und ‚realen‘ Szenen werden nicht nur ver­schie­de­ne kul­tu­rel­le, li­te­ra­ri­sche Werke in diesem Stück vermischt, sondern es wird auch mehrmals die Wand zwischen Thea­ter­stück und Publikum – zwischen Fiktion und Realität – auf­ge­bro­chen. […] Ein kul­tu­rel­les Meis­ter­werk, welches man sich nicht entgehen lassen sollte!“ (kul­t­ref­graz.​wordpress.​com, Carina Pammer, 20.09.2021)

ORT & DAUER
HAUS EINS
Hofgasse 11, A - 8010 Graz
Dauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause
PREMIERE
16. September 2021, HAUS EINS
Medien
Trailer

Michael Mar­ti­nel­li 
Daniel Bäck / Vi­deo­pro­duk­ti­on www.​backlight.​at