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Ein Film- und Theaterprojekt von Jan-Christoph Gockel & Ensemble
IN KOOPERATION MIT AFRICOLOGNEFESTIVAL
Unter der Schirmherrschaft von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer
Die Inszenierung „Die Revolution frisst ihre Kinder!“, von Jan-Christoph Gockel und Ensemble, die am 23. November 2018 in HAUS EINS Premiere feierte, gewann am Abend des 24. November 2019 im Theater an der Wien den Nestroy-Theaterpreis 2019 in der Kategorie „Beste Bundesländer-Aufführung“.
„Setzt die Leute aus dem Theater auf die Gasse“, heißt es in Georg Büchners Revolutions-Drama „Dantons Tod“. Das Schauspielhaus Graz folgte der Aufforderung: Vier Wochen lang bewegte sich das Produktionsteam mit dem Regisseur Jan-Christoph Gockel – darunter Ensemblemitglieder Julia Gräfner und Raphael Muff – in Burkina Faso auf den Spuren der dortigen Revolution von 2014. Auf dieser Reise wurde im Austausch mit den Burkinabè recherchiert, interviewt, musiziert, geprobt und viel erlebt. Aber vor allem wurde das meiste davon mit der Kamera festgehalten. Das Schauspielhaus Graz hat mit dem Regisseur Jan-Christoph Gockel und dem Kameramann Eike Zuleeg einen Film gedreht und nach der Reise ein Theaterstück auf die Bühne gebracht. Im Theaterstück verarbeiten die Schauspieler*innen ihre Erfahrungen spielerisch in Kombination mit filmischem Material, das das Publikum mit auf die Reise nach Westafrika nimmt.
„Die Revolution frisst ihre Kinder!“ erzählt von einer Theatertruppe, die nach Burkina Faso reist und dabei in eine Revolution gerät. Die Regisseurin, gespielt von Julia Gräfner, verfällt in einen inszenatorischen Wahn: Endlich ist sie an der Wurzel ihrer Kunst, endlich mischt sich politische Wirklichkeit mit Fiktion. Während in ihrem Team – bestehend aus den zwei Puppenspielern Raphael Muff und Michael Pietsch und dem Musiker Komi Togbonou – die Angst vor der Unberechenbarkeit der Revolution, sowie der Regisseurin, steigt. Auch die Grazer Intendantin Evamaria Salcher sorgt sich über die ausbleibende Kommunikation, und der Schauspieler Florian Köhler probt zuhause sein Solo als Danton.
Im Stil einer „Fake-Dokumentation“ blickt das Stück hautnah hinter die Kulissen des Stadttheaterbetriebs, der ein ziemlich verrücktes Projekt stemmt. Man sieht die Theatertruppe, wie sie während der Reise auf reale und fiktive Personen trifft, wie sie immer tiefer in den Mythos rund um den (realen) charismatischen Unabhängigkeitskämpfer und 1987 ermordeten Präsidenten Thomas Sankara eintaucht, der dem zu französischen Kolonialzeiten Obervolta genannten Staat 1984 den Namen Burkina Faso gab, übersetzt „Land der aufrechten Menschen“. Mutmaßlich war Sankaras Nachfolger Blaise Compaoré an dem Mord von Thomas Sankara beteiligt und regierte danach autokratisch 27 Jahre lang – bis 2014 eine Revolution ausbrach.
Ausgangspunkt für diese Stückentwicklung war die Inszenierung „Der Auftrag: Dantons Tod“ von Jan-Christoph Gockel am Schauspielhaus Graz, die im Jahr 2017 mit dem Wiener Nestroypreis ausgezeichnet wurde. Den Hintergrund für die Weiterentwicklung dieser Theaterarbeit in Burkina Faso bildet ein reales Ereignis: Jan-Christoph Gockel hat 2014 den Volksaufstand selbst miterlebt, als er sein Stück „Coltan-Fieber“ für das Festival Les Récréâtrales erarbeitete. Am Tag der geplanten Premiere wurde der damalige Präsident Blaise Compaoré gestürzt. Diese eindrücklichen Erfahrungen der Revolution, bei der sich Kunst und Politik kraftvoll vereinten, wurden in „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ verarbeitet.
Die Produktion wird im Rahmen des africologneFESTIVAL 2019 – dem Festival der afrikanischen Künste in Köln –unserem Kooperationspartner, gezeigt werden. Außerdem wird im Frühjahr 2019 „Die Revolution frisst ihre Kinder!“ als eigenständiger Spielfilm postproduziert.
MIT
Julia Gräfner
Florian Köhler
Laurenz Leky
Raphael Muff
Michael Pietsch
Komi Mizrajim Togbonou
Evamaria Salcher
IM VIDEO Laurenz Leky
UND Diarra Isouf, Daniel Kaboré, Paul Kaboré, Moussa Kougaté,
Viola Novak, Leopold und Cornelius Köhler-Novak
Ira Safi, Adjara Sanogo, Ezé Wendtoin und Banda Internationale, Dresden
REGIE Jan-Christoph Gockel
VIDEO/BILDGESTALTUNG Eike Zuleeg
BÜHNE Julia Kurzweg
KOSTÜME Julia Kurzweg, Sophie du Vinage
PUPPENBAU Michael Pietsch
PUPPENBAU IN BURKINA FASO Daniel Kaboré, Moussa Kougaté
MUSIK Florian Köhler, Komi Mizrajim Togbonou
DRAMATURGIE und PRODUKTIONSLEITUNG Jennifer Weiss
CO-PRODUKTIONSLEITUNG Gerhardt Haag (africologneFESTIVAL)
LICHTDESIGN Thomas Trummer
TON Martin Arnold (Graz), Sanfo Halassane (Burkina Faso)
„Diese Art Fake-Doku hat vor allem ein Ziel: Sich genau jenen Fallen zu stellen, die der postkoloniale Diskurs bei so einem europäisch-afrikanischen Brückenschlag zu offerieren hat. Schauspieler gehen als Schauspieler mit den Werten der europäischen Aufklärung in Burkina Faso hausieren und scheitern damit zwangsläufig. Das ist ziemlich genial. [...] Nach dem Motto ‚Theorie ist die Totenmaske der Erfahrung‘ wirft sich die Regisseurin (herzhaft bossy gespielt von Julia Gräfner) mit ihrem kleinen Ensemble (Raphael Muff, Michael Pietsch und Komi Mizrajim Togbonou) in den culture clash. [...]“ (Der Standard, Margarete Affenzeller, 26.11.2018)
„Jan-Christoph Gockel bringt an diesem Abend so einiges zusammen: Europa und Afrika, politisches Theater und Backstage-Komödie, Doku und Fake-Doku, Büchner und Burkina Faso. Die verschiedenen Ebenen der Aufführung sind irgendwann nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Dass Gockel die Kritik an seinem Projekt gleich selbst zum Thema macht, ist ein kluger Spielzug, hat allerdings auch eine Nebenwirkung: Man weiß manchmal nicht mehr so genau, worum es jetzt eigentlich geht. Aber meistens ist es vergnüglich und anregend, dabei zuzusehen.“ (Süddeutsche Zeitung, Wolfgang Kralicek, 28.11.2018)
„Gelungene Exkursion: Die Projektreise des Schauspielhauses nach Afrika brachte Saatgut für besseres Verständnis, Um- und Neudenken mit. [...] Raffiniert komponiert, werden drei Raumebenen vor, hinter und auf dem Bühnenborhang ausgereizt, überlappen sich Eike Zuleegs Film und gespielte Szenen, verschmelzen Fiktion und Wahrheit, Rahmenhandlung, Theaterstück und Dokumentation. Famos Julia Gräfner als immer irrer werdende Regisseurin [...] Live-musikalische hinreißend neben Komi Mizrajim Togbonou Florian Köhlers Danton mit Vorliebe für die ‚Doors‘ und den vertriebenen Herrscher Blaise Compaoré. Erheiternd der Schweizer Raphael Muff. Toll Michael Pietschs Holzpuppen, denen etwas Pathos in den Mund gelegt wird. [...] Insgesamt jedoch eine fantastische Leistung, die zum Um- und Neudenken anregt.“ (Kleine Zeitung, Elisabeth Willgruber-Spitz, 25.11.2018)
„Immer begleitet von der Filmkamera (Eike Zuleeg) erleben dort die Theaterleute rund um ‚Regisseurin‘ Julia Gräfner in einer hervorragend gemachten Fake-Doku die Revolution aus nächster Nähe. [...] Das Ensemble (ergänzt um ‚Intendantin‘ Evamaria Salcher sowie Laurenz Leky als durchgeknallter Expat) und Regisseur Gockel spielen in diesem Theater-Filmdoku-Mix überaus gekonnt mit der Vermischung von Realität und Fiktion. [...] ein großer, ein wichtiger Abend.“ (Kronen Zeitung, Michaela Reichart, 25.11.2018)
„Der Stück ist ein wilder Hybrid, raubt einem dem Atem, drückt auf die Tränendrüse, poltert über sich selbst und klärt auf, nach Art des Hauses. [...] Und das nicht nur intelligent, sondern extrem unterhaltsam. [...] Ein weiterer, wichtiger Erfolgsbaustein sind die Marionetten von Michael Pietsch, die Danton, Robespierre, sowie Sankara und Blaise lebendig werden lassen. Überaus realistisch gearbeitete, feine Gesichter tragen maßgeblich dazu bei, dass das Spiel mit ihnen das Publikum in seinen Bann zieht. [...] Die höchst riskante und auch kostspielige Inszenierung, für ein Stadttheater bislang noch ohne Vorbild, fährt mit allen Geschützen auf, die ein Theater anbieten kann: Kreativität, Können, Intelligenz, Unterhaltung und nicht zuletzt auch Aufklärung und jede Menge Anregungen, sich mit den verhandelten Themen weiter zu befassen. Eine absolute Empfehlung.“ (www.european-cultural-news.com, Michaela Preiner, 23.11.2918)
„Wenn vor der Premiere von Die Revolution frisst ihre Kinder! die Schauspielerin Evamaria Salcher auftritt und sich als Intendantin vorstellt, ist das die erste Pointe des Abends. [….] Alle an ‚Die Revolution frisst ihre Kinder!‘ beteiligten Schauspieler waren schon 2017 dabei, als Jan-Christoph Gockel in Graz „Der Auftrag: Dantons Tod“ inszenierte […] Die Nachfolge-Inszenierung bezieht ihren Witz daraus, dass sie ihre Rechercheergebnisse im Rahmen einer selbstironischen Fake-Doku präsentiert. Wenn Theaterleute aus Europa sich anmaßen, mal eben nach Afrika zu reisen, hat das etwas Fragwürdiges. Die naheliegende Kritik an seinem Projekt hebelt Jan-Christoph Gockel souverän aus, indem er sie offensiv selbst zum Thema macht. Politisches Theater oder Backstage Comedy? Doku oder Fake Doku? Irgendwann ist das nichtmehr voneinander zu unterscheiden. Man weiß nicht immer, was da jetzt genau Sache ist, aber es ist meistens ziemlich vergnüglich und anregend, dabei zuzuschauen.“ (Theater heute, Wolfgang Kralicek, Jänner 2019)