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George Brant
Deutsch von Henning Bochert
Amerikanische Kriegspilotin in Krisengebieten zu sein, bedeutet im Alter von 30 bis 35 zu sein, scharfe Fernsicht zu haben, wenig Körperfett, kein Asthma und viele weitere Anforderungen zu erfüllen. Es heißt vor allem aber knallhart und kompromisslos zu sein, es heißt Krieg führen, Risiken eingehen und Opfer bringen.
Der eindringliche Monolog „Am Boden“ schildert das Innere einer Kriegspilotin, die den Nahkampf in der Luft sucht, die süchtig ist nach dem Adrenalin des Höhenrausches und die letztendlich auf dem harten Boden der Realität landet. Die Protagonistin, die sich stolz als „Pilot“ bezeichnet, wehrt sich gegen das weibliche Stereotyp von Zartheit und Harmoniebedürfnis, denn sie lebt leidenschaftlich für den Ausnahmezustand. Doch ein Abend mit ihrem Kollegen Eric reicht aus, und das geliebte Himmelsblau verwandelt sich plötzlich in das Rosarot auf einem Schwangerschaftsstreifen.
Von heute auf morgen ist die stolze Kriegerin Ehefrau und Mutter einer Tochter und plötzlich müssen Opfer zugunsten der Familie gebracht werden. Es heißt also sesshaft werden. Den Kampfjet verlassen zu müssen und an den Schreibtisch verbannt zu werden, ist der berufliche Albtraum eines jeden F-16-Kampfpiloten, aber es kommt noch schlimmer: Ihr Kommandant macht sie zur Drohnenfliegerin für das Einsatzgebiet Afghanistan. Das heißt, fortan sitzt sie vor einem Bildschirm, muss mit einem Joystick potenzielle Terroristen aus der Ferne verfolgen und wenn nötig auf Ansage per Knopfdruck in die Luft jagen. Diese Art der Kriegsführung ist kein fairer Kampf mehr und langsam beginnt sich im Kopf der Pilotin und Mutter alles zu drehen. Vor dem Bildschirm wirkt die Welt verzerrter als aus dem Pilotensessel, sie beginnt zu zweifeln.
Der poetische Monolog erzählt von den inneren Widersprüchen einer Frau, die zwischen militärischem Ehrgeiz und familiärer Fürsorge steht und von indoktrinierten Werten der Verteidigung der Person, der Nation und der Familie. Vor allem aber thematisiert er politische Grenzüberschreitungen durch virtuelle Überwachung und die Schaffung einer automatisierten Befehls- und Tötungsmaschinerie, die gottgleich Leben vernichtet und damit unsere Psyche und Wahrnehmung verändert.
REGIE Franz-Xaver Mayr
BÜHNE UND KOSTÜME Korbinian Schmidt
MUSIK Levent Pinarci
DRAMATURGIE Karla Mäder
MIT Evamaria Salcher
„‚Am Boden‘: Fesselnde Inszenierung […] Aufwühlend: Evamaria Salcher […] Die österreichische Erstaufführung von George Brants ‚Am Boden‘ im Schauspielhaus Graz hat es in sich: Unter der Regie von Franz Xaver Mayr kratzt das Solo an der Schmerzgrenze. Salcher steht bewegungslos auf der leeren Bühne, stiert am Publikum vorbei und bespielt einzig mit ihrer Mimik den Raum. Es ist eine aufwühlende Kritik an der neuen Kriegsführung, die auf den Plan gerufen wird und durch Salchers Einsatz eine verbale Nahkampf-Erfahrung der Extraklasse liefert. Viel Applaus!“ (Katrin Fischer, Kleine Zeitung, 25. November 2017)
„Im HAUS DREI liefert Evamaria Salcher in Franz-Xaver Mayrs konzentrierter Regie eine atemberaubende Performance. […] Evamaria Salcher verkörpert die Kampfpilotin, die als junge Mutter zum Steuern einer Drohne verdonnert wird, und nach und nach den Bezug zur Realität und zum eigenen Ich verliert, mit Intensität und großer Körperspannung. In einem Setting, das keine Ablenkung duldet (Regie: Franz-Xaver Mayr, Bühne: Korbinian Schmidt). Für starke Nerven, aber sehr sehenswert.“ (Michaela Reichart, Kronen Zeitung, 28. November 2017)
„Ganz in schwarz gekleidet steht Evamaria Salcher als namenlose Kampfpilotin vor einer weißen Wand – durch die dezent eingesetzte Bewegung, wenig Licht und Musik wird die Sprache umso mehr in den Vordergrund gerückt.“ (www.steiermark.orf.at, 23. November 2017)
„George Brant gelang mit ‚grounded‘ 2013 der internationale Durchbruch. Mit scharfer Kritik schafft er es, die asymmetrische Kriegsführung der letzten Jahre in Szene zu setzen. Der Monolog bannt nicht nur sprachlich die Zuschauer, auch Evamaria Salcher gelingt es mit ihrer Leistung das Publikum zu begeistern.“ (Matthias Traintinger, www.dorfzeitung.com, 26. November 2017)