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Nach dem gleichnamigen Roman von Virginia Woolf
Welche Vielzahl an Erfahrungen sammelt ein Individuum im Laufe eines Lebens? Wie reich und vielgestaltig an Eindrücken und Erlebnissen ist das Dasein und wie viel aktives, kreatives Wirken kann die Lebensspanne eines Einzelnen umfassen? Es gibt wenige Figuren der Weltliteratur, deren Lebensreise eine größere Fülle zu bieten hat als Virginia Woolfs Orlando. Denn Orlando hat eben nicht nur ein Leben und eine Liebe, ist nicht in nur einem Körper und einer Kultur zu Hause, sondern lässt gleich mehrere grundverschiedene Lebensformen in einer Lebensgeschichte verschmelzen.
Er beziehungsweise sie durchlebt im Verlauf von vier Jahrhunderten eine Vielzahl von Metamorphosen und Transformationen: Spielend und spielerisch werden die Grenzen von Zeit, Raum und sogar die zwischen den Geschlechtern aufgelöst. Virginia Woolfs berühmte Erzählung setzt in der Renaissance ein und begleitet die Titelfigur von der Jugend bei Hofe Elisabeths I. und Jakobs I. von England über den Diplomatendienst in der Türkei, wo aus Lord Orlando eines Morgens Lady Orlando wird. Es folgt eine Zeit als Lebedame im aufklärerisch-aufgeräumten 18. und als Literatin im romantisch-sentimentalen 19. Jahrhundert, bis Orlando in Woolfs Gegenwart, der Moderne, anlangt. Zu ihrem vorläufigen Ende kommt die Geschichte exakt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Romans selbst – am 11. Oktober 1928.
Mit Orlando schuf Virginia Woolf eine der wohl charismatischsten und schillerndsten Figuren der Literaturgeschichte. Aus einer schriftstellerischen Laune heraus setzte sie mit dieser fantastischen und doch wahrhaftigen Biografie ihrer langjährigen Freundin, Geliebten und Schriftsteller-Kollegin Vita Sackville-West ein literarisches Denkmal, das mit seiner wirkmächtigen, poetischen Sprache und seinen Reflexionen über das Dasein als Mensch und als Künstler*in seinesgleichen sucht. Der Roman ist halb witzige Parodie auf die Genres der Biografie und Geschichtsschreibung, halb philosophische Betrachtung über die Zeit und das Selbst, die Liebe und die Grenzen von Geschlechterrollen. Woolf destilliert in ihrem Werk mehr als 400 Jahre europäischer Kulturgeschichte zu einer einzigen Vita. Denn jedes Individuum, so war sich Woolf sicher, hat in sich viele Leben und Alter-Egos vereint, greift täglich zu unendlich vielen Verkleidungen und Rollen. Mit „Orlando“ reißt sie so leidenschaftlich wie humorvoll eine Debatte über Identitätskonstruktion, klassische Rollenbilder und die Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Selbstfindung an.
REGIE Jan Stephan Schmieding
BÜHNE Rosa Wallbrecher
KOSTÜME Tanja Kramberger
MUSIK Bernhard Neumaier
DRAMATURGIE Karla Mäder
MIT Henriette Blumenau, Mathias Lodd
„Hohe Erwartungen noch übertroffen [...] Wunderbar sinnlicher Theaterabend nach Virginia Woolf mit zwei Schauspielern unter Starkstrom [...] Regisseur Jan Stephan Schmieding schuf in großartiger Arbeit mit seinen Schauspielern Henriette Blumenau und Mathias Lodd ein Ereignis, das hohe Erwartungen noch übertrifft. [...] Selten geht man mit unwillkürlich starken Erwartungen [...] in eine Dramatisierung - und kommt mit einem übervollen Kopf und Herz wieder heraus. Blumenau und Lodd [...] schaffen es in ihren besten Momenten, kraftvolle Bilder von kleinen Welten entstehen zu lassen. Zwischen den beiden fliegen Gefühle - dass sie fast zwei Stunden ununterbrochen auf der Bühne stehen, singen, tanzen, springen, wieseln, sei als körperliche Großleistung vermerkt. [...] Die beiden Schauspieler agieren mit Hingabe [...] Mal im Dialog, mal als erzählende Chronisten, mal im direkten körperlichen und sprachlichen Infight, zwischen den beiden prickelt es ganz oft, egal ob Lodd gerade die Frauenrolle innehat oder Blumenau den jungen Lord gibt. Das Wandern durch die Zeiten ist durch ständige Bewegung hervorragend umgesetzt. [...] Ein wunderbarer Theaterabend, voll mit Impulsen.“ (Peter Kolb, APA, 5. April 2017)
„Regisseur Jan Stephan Schmieding [...] nimmt den ironischen, ja übermütigen Ton von Woolfs Text auf und hat mit Henriette Blumenau und Mathias Lodd zwei Darsteller, die sich an Orlandos langem Schicksal mit Präzision in der Sprache und spielerischem Witz abarbeiten. Gemeinsam und harmonisch geben sie Orlando zahlreiche Gesichter und mimen die Erzähler fantastischer Abenteuer [...] Ein lustvoll-leichtes Spiel in einem, bis heute, faszinierend modernen Text. Die mit einem großen Tuch bedeckte Bühne (Rosa Wallbrecher), verstellt mit offenen Glaskonstruktionen, bildet den begehbaren Rahmen des Abends. Mit Bernhard Neumaiers musikalischer Gestaltung findet dieser eine ideale Ergänzung: einmal schlicht und begleitend, dann wieder erfrischend und abwechslungsreich.“ (Daniel Hadler, Kleine Zeitung, 6. April 2017)
„Tolles Darsteller-Duo: Henriette Blumenau und Mathias Lodd erwecken als Biografen auf der Bühne Fragmente aus dem Leben von "Orlando" zum Leben. [...] Jan Stephan Schmieding bringt den Klassiker [...] im Haus 2 des Grazer Schauspielhauses auf die Bühne und führt den zeitlosen Stoff smart und mit Humor in die Gegenwart. [...] Smart und humorvoll kreist das Stück rund um das Thema Identität und entwickelt [...] eine Sogwirkung. Ein Grund dafür sind sicherlich die Darsteller: Henriette Blumenau und Mathias Lodd werden auf der Bühne zu spielerischen Biografen von Orlando. [...] Ein unterhaltsamer und trotzdem fordernder Abend.“ (Christoph Hartner, Kronen Zeitung, 6. April 2017)
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