Be­trun­ke­ne

Ös­ter­rei­chi­sche Erst­auf­füh­rung


Iwan Wyrypajew


Aus dem Rus­si­schen von Stefan Schmidtke


Regie Ber­na­det­te Son­nen­bich­ler

Inhalt

Vierzehn Gestalten torkeln durch die Nacht. Be­trun­ke­ne sind es, die je nach Anlass den König Alkohol zum Feiern, Trauern, Vergessen oder Gedenken gebraucht haben. In ver­schie­de­nen Si­tua­tio­nen treffen sie auf­ein­an­der, und es treffen auch jene auf­ein­an­der, die sich nüchtern nicht begegnet wären, sich nichts zu sagen gehabt hätten, oder die sich unter normalen Umständen nichts gesagt hätten. Wir begegnen Ehepaaren und Jung­ge­sel­len, einer Pro­sti­tu­ier­ten, dem Direktor eines Film­fes­ti­vals, Bankern, Managern, Gut­ver­die­nen­den – es sind nicht die Verlierer der Ge­sell­schaft, die hier schwanken, sondern die Gewinner, die Bestimmer, die Ent­schei­der, die Stützen der Ge­sell­schaft. Bei allen hat der Alkohol vor­über­ge­hend die Kontrolle über­nom­men, lockert die Zungen, löst Ge­ständ­nis­se aus, macht den Weg frei zu um­fas­sen­der Ehr­lich­keit. Und zeigt den schutz­lo­sen, lie­bes­be­dürf­ti­gen, ver­letz­li­chen Menschen in seiner ganzen tra­gi­ko­mi­schen Lä­cher­lich­keit.


Dass das Stück aus der Feder eines Russen stammt, ver­wun­dert nicht, sagt man diesem Volk doch eine besonders große Begabung zu al­ko­hol­ba­sier­ter tieferer Er­kennt­nis nach. Dass es mehr ist als eine heitere Posse, versteht sich von selbst: Schon im alten Grie­chen­land war Dionysos, der Gott des Rausches, ver­ant­wort­lich für die Ent­ste­hung dessen, was wir bis heute Theater nennen und das wie manches religiöse Ritual die Grenze zur Tran­szen­denz zu über­schrei­ten versucht.


Und so macht der Rausch die Grenze zwischen dem Selbst und dem Anderen durch­läs­sig und vereint die un­ter­schied­li­chen Gestalten der Nacht in einer Feier der Liebe und der Er­kennt­nis des Gött­li­chen innerhalb und außerhalb ihrer selbst. So, dass am Ende der Spielzeit, die mit „Merlin“ und der Zer­stö­rung einer alten Ordnung und dem ge­schei­ter­ten Versuch einer neuen Ge­sell­schaft begann, die Utopie einer Welt steht, in der alle – und sei es nur eine be­rausch­te Nacht lang – Brüder und Schwes­tern und von Gott geliebte Kreaturen sind. Na sdarowje!


Ber­na­det­te Son­nen­bich­ler, geboren 1982 in München, studierte Regie am Max Reinhardt Seminar in Wien und war an­schlie­ßend am Schau­spiel­haus Graz als Re­gie­as­sis­ten­tin engagiert, wo sie erste Re­gie­ar­bei­ten rea­li­sier­te (u. a. „Leonce und Lena“, „Bie­der­mann und die Brand­stif­ter“, „Blind Date“, „Frauen am Rande des Ner­ven­zu­sam­men­bruchs“). Re­gel­mä­ßig in­sze­niert sie u. a. am Theater Aachen und an den Bühnen der Stadt Münster, daneben ist sie Hör­spiel­re­gis­seu­rin und tritt als Musikerin auf.

Be­trun­ke­ne Iwan Wyrypajew Vierzehn Gestalten torkeln durch die Nacht. Be­trun­ke­ne sind es, die je nach Anlass den König Alkohol zum Feiern, Trauern, Vergessen oder Gedenken gebraucht haben. In ver­schie­de­nen Si­tua­tio­nen treffen sie auf­ein­an­der, und es treffen auch jene auf­ein­an­der, die sich nüchtern nicht begegnet wären, sich nichts zu sagen gehabt hätten, oder die sich unter normalen Umständen nichts gesagt hätten. Wir begegnen Ehepaaren und Jung­ge­sel­len, einer Pro­sti­tu­ier­ten, dem Direktor eines Film­fes­ti­vals, Bankern, Managern, Gut­ver­die­nen­den – es sind nicht die Verlierer der Ge­sell­schaft, die hier schwanken, sondern die Gewinner, die Bestimmer, die Ent­schei­der, die Stützen der Ge­sell­schaft. Bei allen hat der Alkohol vor­über­ge­hend die Kontrolle über­nom­men, lockert die Zungen, löst Ge­ständ­nis­se aus, macht den Weg frei zu um­fas­sen­der Ehr­lich­keit. Und zeigt den schutz­lo­sen, lie­bes­be­dürf­ti­gen, ver­letz­li­chen Menschen in seiner ganzen tra­gi­ko­mi­schen Lä­cher­lich­keit. Dass das Stück aus der Feder eines Russen stammt, ver­wun­dert nicht, sagt man diesem Volk doch eine besonders große Begabung zu al­ko­hol­ba­sier­ter tieferer Er­kennt­nis nach. Dass es mehr ist als eine heitere Posse, versteht sich von selbst: Schon im alten Grie­chen­land war Dionysos, der Gott des Rausches, ver­ant­wort­lich für die Ent­ste­hung dessen, was wir bis heute Theater nennen und das wie manches religiöse Ritual die Grenze zur Tran­szen­denz zu über­schrei­ten versucht. Und so macht der Rausch die Grenze zwischen dem Selbst und dem Anderen durch­läs­sig und vereint die un­ter­schied­li­chen Gestalten der Nacht in einer Feier der Liebe und der Er­kennt­nis des Gött­li­chen innerhalb und außerhalb ihrer selbst. So, dass am Ende der Spielzeit, die mit „Merlin“ und der Zer­stö­rung einer alten Ordnung und dem ge­schei­ter­ten Versuch einer neuen Ge­sell­schaft begann, die Utopie einer Welt steht, in der alle – und sei es nur eine be­rausch­te Nacht lang – Brüder und Schwes­tern und von Gott geliebte Kreaturen sind. Na sdarowje! Ber­na­det­te Son­nen­bich­ler, geboren 1982 in München, studierte Regie am Max Reinhardt Seminar in Wien und war an­schlie­ßend am Schau­spiel­haus Graz als Re­gie­as­sis­ten­tin engagiert, wo sie erste Re­gie­ar­bei­ten rea­li­sier­te (u. a. „Leonce und Lena“, „Bie­der­mann und die Brand­stif­ter“, „Blind Date“, „Frauen am Rande des Ner­ven­zu­sam­men­bruchs“). Re­gel­mä­ßig in­sze­niert sie u. a. am Theater Aachen und an den Bühnen der Stadt Münster, daneben ist sie Hör­spiel­re­gis­seu­rin und tritt als Musikerin auf.

REGIE Ber­na­det­te Son­nen­bich­ler
BÜHNE Wolfgang Menardi
KOSTÜME Tanja Kram­ber­ger
MUSIK Cico Beck
CHO­REO­GRA­PHIE Martin Clausen
LICHT Viktor Fellegi
DRA­MA­TUR­GIE Elisabeth Geyer

MIT Fredrik Jan Hofmann, Florian Köhler, Clemens Maria Riegler, Evamaria Salcher, Tamara Semzov, Werner Strenger, Silvana Veit


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Hin­ter­grund zur In­sze­nie­rung

Pres­se­stim­men

„Der Alkohol dient als Brand­be­schleu­ni­ger, um erkaltete Ge­fühl­s­öfen zumindest ein paar Stunden lang glühen zu lassen. […] Ein Hauch ar­tis­ti­scher Kühle weht durch die Auf­füh­rung, verstärkt durch das geniale Büh­nen­bild von Wolfgang Menardi. […] Ein düsteres Traum­spiel in gran­di­os-sur­rea­ler Bild­spra­che […] eine feucht­fröh­li­che, letztlich heim­tü­cki­sche, er­nüch­tern­de und nach­hal­ti­ge Num­mern­re­vue. […] Dar­ge­bo­ten von einem gran­dio­sen Ensemble, das Grenz­er­fah­run­gen auslotet und auch kör­per­lich an die Grenzen geht. Ri­si­ko­freu­di­ges Theater, das sitzt, Lektionen über Leere und Ver­lo­ren­heit, die bleiben.“ (Werner Krause, Kleine Zeitung, 15. Mai 2016)


„Re­gis­seu­rin Ber­na­det­te Son­nen­bich­ler liefert in ihrer Deutung im Grazer Schau­spiel­haus eine Num­mern­re­vue, reich an fas­zi­nie­ren­der surrealer Bild­spra­che, die man­cher­lei allzu auf­klä­re­ri­sches Pathos im Text über­brückt. Im zweiten Teil heißt es ‚Land unter‘ auf der Bühne, die zum Teil knö­chel­tief unter Wasser gesetzt wird. […] ideal für Si­tua­ti­ons­ko­mik und emo­tio­na­le Was­ser­schlach­ten, die auch dem Ensemble höchsten kör­per­li­chen Einsatz ab­ver­langt. ‚Be­trun­ke­ne‘ wird so zur kleinen, ver­zwei­fel­ten Ru­der­rei­se ins flüchtige Glück, un­kon­ven­tio­nell, ide­en­reich.“ (Werner Krause, Kleine Zeitung Nacht­kri­tik, 13. Mai 2016)


„Der Text (Über­set­zung: Stefan Schmidtke) kommt manchmal fast phi­lo­so­phisch daher, dann wieder bo­den­stän­dig. […]. Eine Freude ist das Büh­nen­bild von Wolfgang Menardi, der die sich selbst todernst nehmenden Rausch­ge­schöp­fe über eine schiefe Ebene und unter einem schiefen ver­spie­gel­ten Himmel gleiten und rutschen lässt.“ (Colette M. Schmidt, Der Standard, 17. Mai 2016)

ORT & DAUER
HAUS EINS
Hofgasse 11, A - 8010 Graz
PREMIERE
13. Mai 2016, HAUS EINS
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